24.1.06 Sprache ist Heimat
	     
	    Leserbrief an PNP zum Bericht "Dialekt darf den Kindern nicht ausgetrieben
	    werden"
	     
	     In Bayern wird immer weniger bayerisch gesprochen. Von der Landeshauptstadt
	    München heißt es gar, dass nur noch zwei von hundert Kindern Mundart
	    sprechen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Hauptgrund
	    liegt sicher in der Sprachveränderung durch die starke Zuwanderung.
	    Wenn ich die gefundenen Zahlen richtig interpretiere, dann ist - von 1945
	    aus gerechnet - etwa jeder zweite Einwohner ein Neubayer, also ohne sprachliche
	    bayerische Wurzeln. Da zudem - das behaupte ich mal - überdurchschnittlich
	    viele der Zugezogenen Karriere in Politik, Wirtschaft, Ämtern, Medizin,
	    Bildungseinrichtungen und den Medien gemacht haben, haben sie ihre eigene
	    Art der Kultur ganz selbstverständlich multipliziert. Da nicht wenigen
	    von ihnen auch negative Kindheitserfahrungen nachhängen, wo sie von
	    den Landeskindern vielleicht arg getratzt worden waren, eigneten sie sich
	    naturgemäß kaum als Förderer des Bayerntums. Umgekehrt hatten
	    die Alteingesessenen auch nicht wenig zu ertragen, von den "preissischen
	    Gscheithaferl", die alles besser wußten und - was die Wortfülle
	    die Sprechgeschwindigkeit anging - die Nase vorn hatten.
	     
	     Historiker rätseln ja immer noch, was mit der keltischen bayerischen
	    Urbevölkerung passiert ist. Nun, vermutlich wurden sie von den zugezogenen
	    Römern und Bajuwaren "einfach zammgheirat". Wie man gegenwärtig
	    sieht, wiederholt sich Geschichte doch, denn den heute lebenden "echten Bayern"
	    geht es wieder einmal genauso...
	     
	     Darum, liebe Landsleute, lasst uns wenigstens sprachlich selbstbewußt
	    dagegen halten und uns ein Beispiel an Österreichern und Schweizern
	    nehmen. Und nie vergessen: Sprache ist Heimat!
	     
	     Doch nicht nur jodelnd in Lederhosen als "bayrische Hanswursten", wie
	    uns die Preissn so gern sehen, denn damit schreckt man die Gutwilligsten
	    ab. Gefragt sind die wirklichen bayerische Qualitäten, wie unsere wunderbare
	    Sprache und unsere urbayerische Ethik des "Lem und Lem lossn". Ohne Letztere
	    wäre die Integration dieser gewaltigen Zahl an Zuagroastn nie so friedlich
	    und erfolgreich gelaufen. Ich würde mal sagen, dass man sich in diesem
	    Punkt an vielen Orten dieser Welt eine Scheibe von uns abschneiden
	    könnte.
	     
	  
	
	 
	 
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