Mia lema um zum Essn

Opus 431/ 1994

 

Brecht sagte, erst käme das Fressen und dann die Kul­tur. Aus diesem Wort meinte ich immer Geringschät­zung des Essens zu spüren. Ich meinte dagegen, dass alle kulturellen Bemühungen münden irgendwann im Essen. Manche meinen, man esse um zu leben. Doch Essen ist auch Selbstzweck, Kultur nur Mittel, zumindest aus Sicht der Natur.

Und wo bleibt die höhere Bestimmung des Menschen? Es gibt sie nur, wenn man sie sich einredet.

 

Mia lema um zum Essn,

wea wos andas sogd, dea liagt!

Und d Oawat is grod guat,

dass ma wieda an Hunga kriagt.

 

Mia lema um zum Dringa

und zum Schnaufa aa,

es gibt jo fast nix schennas,

und es is goa ned schwaa.

 

Mia lema um zum Schloffa,

zum Luusn und zum Schau,

zum Bussln und zum Hagln,

des woaße ganz genau.

 

Mia lema um zum Schpinna,

da Mensch is do dafia.

Da mocht eahm aaf da ganzn Waejd

neamad ebbsen via.

 

Mia lema fia die Liebe

damit ma ned ausschteam.

Des kimmt glei nachm Essn,

des gfoit manchmoi iah und eahm.

 

I mecht aejtz ebbs zum Essn

und zum Tringa aa!