Opus 424/ 1994
Luzi, dieses ramsnasige Milchschaf, überraschte mit vielen Talenten. Es
konnte mit vollem Maul "bä-äh" sagen (was sich wie Ma-ma anhörte), es
konnte eierhandgranatenförmige Haufen in einer Stückzahl legen, die normalerweise
drei Schafen alle Ehre gemacht hätten. Luzi war geradezu eine Meisterin in der
Kunst sich in Atemnot zu bringen: sie konnte sich mit einer Leine derart
einwickeln, dass sie nur mein beherztes Eingreifen vorm Ersticken rettete. Einmal
verleitete sie ihre Gier dazu den Kopf solange in einen leeren Plastikeimer zu
stecken, bis sie den Henkel um den Hals trug und ihr der Eimer die Kehle
abschnürte... Luzi steckte ihren Schädel durch die engsten Schafzäune und
stemmte sich solange dagegen, bis ihr das Drahtgewirr die Luft nahm, nur weil
ihr das Gras hinter dem Zaun grüner vorkam. Einmal schaffte sie es sogar sich
mit dem Halsband an einem fast mannshoch angebrachten Haken aufzuhängen...
Luzi schaffte es auf diese Weise, dass ich die Welt durch ihre Augen zu sehen
begann, um alle Gelegenheiten zum Erdrosseln vor ihr zu finden. Vielleicht war
es aber auch die Haferschüssel, mit der ich sie nach erfolgter Rettung immer
tröstete, die sie zu immer neuen Verwicklungen anregte. Mehr von Luzi erzählt
das nachfolgende Gschtanzl.
Unsa Luze-Schof is a Luada,
ja, sie frißt sogoa no s Fuada
dene Hehna aus m Boan,
dazua wagglts mit de Oahn.
Sie hod im Schtoi drinn an Haffa Hei,
hoda frisch Gros und Ruam dabei,
doch mogs grod des, wos d Hehna hom,
drum frißts eah oissen zamm.
Dazwischn bleggts iah tuifes Bääh,
und i sog, sie soi weggäh,
doch gehts east dann, wenn da Boan is laa,
oda wenns i mit Gwoit wegzaa.
Doch d Luze gibt aa a guade Mil,
doch grod dann, wenn sie s a will,
sonst hoid ses z ruck, sie waej ned teiln,
und i kann a Schdund lang zeiln.
I sog: Luze, dei Mil ghead mia!
I gib da Hei und Gros dafüa!
Ois Antwort schteigts ma in Eima ei,
und ihrne Beel rieslnd ins Hei.