Ich bin dem Sumpf entronnen

Opus 381/ 1990

 

Diese Zivilisation ist ein Sumpf! Überall schöne Ober­fläche, die nicht trägt! Doch wer mittendrin auf­wächst, kennt es nicht anders, ist schließlich Teil da­von. Man bewegt sich halb schwimmend und mit ge­streckten Zehen vor sich hin suchend vorwärts und ge­legentlich stößt man tatsächlich auf harten Grund, stützt sich erleichtert ab darauf und - nachdem man sich ein wenig ausgeruht hat – reckt man den Kopf in den Himmel und -  erspäht in der Ferne ein paar Vö­gel, die vielleicht festes Land anzeigen.

 

Ich bin dem Sumpf entronnen,

ich atme endlich frei!

Eure alten Regeln

sind mir einerlei!

 

Ich lebe heut mein Leben,

frag nicht, ob´s euch gefällt.

Ich schad keinem und kleb nicht

mehr an eurem Geld!

 

Sind so schon genug Schranken,

die das Leben hält bereit.

Mach´s nicht mehr künstlich enger,

wir habn so wenig Zeit.

 

Bin zwischen euch verhungert

vertrocknet und erfroren,

ihr habt mich totgeredet,

ihr Wesen ohne Ohren!

 

Eure alten Götter

sind mir tot, wie kalte Asche.

Ball deswegen keine Faust mehr,

heimlich in der Tasche.

 

Selbst Verrückte sind mir lieber

als Philister und als Pfaffen!

Wenn ihr mir die Wahl lasst,

wähl ich lieber wilde Affen!

 

Ich hoff, dass ich es schaffe

frei und recht zu leben

und den Kopf auch morgen noch

aufrecht zu erheben.