Opus 346/ 1988
Natürlich wußten wir nie genau, ob der Star
im Starenkasten vor unserem Wohnzimmer wirklich jedes Jahr derjenige war, den
wir einmal "Lenz" genannt hatten. Vielleicht war es aber auch eines
jener Starkinder, die hier geschlüpft und aufgewachsen waren. Egal - unser Lenz
kam oft zu einer Zeit aus dem Süden zurück, wo wir zwar schon vom Frühling
träumten, das Land aber noch tief verschneit war. Und jedes Mal schaffte es
Lenz mit seinem unermüdlichen Gesang, den Schnee zum Schmelzen zu bringen.
I bin da Schtaal, mei Nam is Lenz,
i kimm grod aus Italien.
Mi hods zruck in mei Hoamat zong,
drum bine üwa d Alpn gflong.
Aejtz bine do und kanns ned glaum,
voi Schnee liehgt ois und s Land is gfread.
I woaß ned wo e landn soi,
waa Schnee und Eis lieng übaroi.
Sehg mei oits Haisl mitm Loch,
es is no frei, mei bine frouh!
I hogg me glei aafs Schdangal draaf,
dann ramme in meim Haisal aaf.
I wiaf des oite Nest nach draußt,
und schtaej
ma via, dass Summa is,
geh in da greana Wies schpazian
und peck nach lange Regenwüam.
Bin gschpannt, ob me mei Weibal findt!
Waa koane legt so scheene Oia!
Des wiad a Gfrett wean mit de Junga,
waa die hom an ganzn Tog an Hunga.
Mei, wenns nur endle soweit waar!
Da foin ma meine Liadl ei,
i sing aejtz einfach, ament haejfts,
dass da Schnee vor Riahrung schmaejtzt!
I
trillad, pfeif und schnäa a weng
und wacklt dazua mit de Fligl!
Boid scho schdehngan Leit am Zaun,
se deitnd, lochand, luusn, schaun!
Und dann kimmt d Sunn, a woama Wind,
und frißt an Schnee in drei Tog zamm,
und d Ead und d Wiesn tauchand aaf,
da
singe glei no a Liadl draaf!