Solidarität waar recht

Opus 246/ 1983

 

Ich stellte mir vor, dass irgendwann einmal ein Kind mich fragen würde, warum ich nichts gegen den Wahnsinn getan habe, in einer Zeit, wo man nicht ein­mal um sein Leben fürchten musste, wenn man den Mund auftat.

 

„Geh Vatta“, hod mei Bua mi gfrogt,

„kannst du mia des erklean,

dass aaf dera scheena Waejd

a Boor sovaej vodean,

und d Erd ausplündan und im Mund

schtets fromme Redn füahn,

sich christlich nennand und human

und schtändig Kriag oschian,

und schtändig Kriag oschian!“

 

Do bine schdaad woan, hob mi gschomt

und han mein Buam ogschaut.

Es is a Kreiz, howe dann gsogt

und war ziemle kloalaut.

„Wahrscheinle liegts an mia und dia,

an uns oizamm mitanand,

waa jeda schaut grod, dass sei Bauch

voi wiad bis zum Rand.“

 

Na hamma schdaad dogsessn und

hom in Bodn eigschtiad.

Do frogt da Bua: “Geh Vatta, host das

du andas probiad?“

„Demonstriad howe“, soge,

„und Lesabriefe gschriem,

no ja, und i hob dich erzong

und s is scheints wos hänga bliem.“

 

„Geh Vatta, du i glaub,

dass des heit nimma glangd!

Bei dem Unrecht übaroi

haejft grod no Widerschtand!

Meaßmas mocha wia da Robin Hood

und Partisanen wean,

denn um unsre scheena Redn

doandase ned schean..!“

 

„Bua“, soge, „du host ned recht!

Mit Gwoit do wiast wia se!

Und aaf des woatns grod,

dass d gehst aaf eahram We.

Dann brechansde wia nixen o

und d Leit juben eah zua.

I voschteh zwar dein heilinga Zoan

- doch Gwoit is nix, mei Bua!

 

Du mechst gean a Rezept vo mia,

doch howe saejba koans.

Solidarität waar recht,

waa nix rigst aus alloans!

Und Wissn brauchma, Argumente,

und a Haffa Phantasie,

an langa Atem und vaej Kraft, ja

und ned zletzt di!