Opus 156/ 1980
Reisen
als Zweck und nicht als Mittel! Also nicht Reisen, um von A nach B zu kommen,
nein, der Prozess des sich Fortbewegens, das ist wirkliches Reisen! So wie
nicht das Sattsein schön ist, sondern das Essen, nicht das gelesene Buch schön
ist, sondern das Lesen, so muss auch beim Reisen der Weg das Ziel sein. Und es
ist keine Nostalgie, sondern unabdingbare Voraussetzung, dass zu dieser Art
Reisen kein Motor als Antriebsmittel passt, es reichen die eigenen Beine, die
uns ohne Zweifel, die uns entsprechendste und edelste Art des Reisens
ermöglichen. Doch auch ein Reittier, ein Kanu, ein Segelboot, ein Fahrrad, ein
Ballon, ein Flugdrachen oder ähnliches sind als Hilfsmittel geeignet und
akzeptabel.
Natürlich kenne
ich den Einwand: Die Welt ist heute nicht mehr natürlich und kleingegliedert
und voll neuem Reiz hinter jedem Berg, sie ist weitgehend eine Agrarsteppe,
kahl und ausgeräumt, von Asphalt und Hochspannungsleitungen durchzogen,
zubetoniert, langweilig und einfältig wie die Köpfe derer, die das verbrochen
haben. Durch eine solche Öde müsse man mit Maschinen eilen und keine
Geschwindigkeit sei dafür hoch genug. Und doch, das ist nicht wirkliches
Reisen. Nach meinen Erfahrungen muss man sich in trostlosen Gegenden an den
Flüssen entlang schlängeln, da ist es noch einigermaßen erträglich.
Mittndrinn bagges,
no haue einfach ab!
Nimm meine siem Zwetschgn
und setz me dann in Trab!
Wennst mogst, kannst scho mitgeh,
no samma hoid zu zwoat,
oda fahr ma mitm Fahrral,
no gaangads ned so hoat!
Fahr ma an da Donau
oda am Rhein entlang,
oda wandat ma üwa d Alpn?
Übaleg das, nur koan Zwang!
Paddlt ma nach Istanbul
oda schpazia ma grod nach Prag?
Oda quea durch Italien?
Gaej, s is a schwaare Frag.
Oda reite aaf am Heissal
mit dia durch unsa Land,
üwa greane Wiesn,
durchn Woid und üban Schtrand.
Schlof ma unta Baama
im Schtrouh, im Moos, im Hei,
solang wia ma miad sand,
waa mia hom koa Uah dabei.
Nach Schwedn woit de aa scho lang,
mei, d Waejd, de is so schee!
Und am scheenan is abseits
vo alle broadn We.