Opus 090/ 1975
Es scheint so, es geht
deine Bauchzeit vorbei.
Sei uns willkommen,
die Wiege ist frei!
Zum Verlassen der Mutter
kommt der Tag nun heran,
auf dich wartet das Leben,
kleine Frau, kleiner Mann!
Noch liegst du beim Herzen,
du magst seinen Schlag,
und es ist so warm
bei Nacht und bei Tag.
Ach, Kind, es steht dir so vieles bevor,
erst mußt du dich zwängen durch ein enges Tor.
Immer dem Licht nach, dort liegt unsre Welt,
die dir sicher nicht auf Anhieb gefällt.
Es wird dir zu kalt sein
bist du geboren,
und fremd wird es klingen
in deinen Ohren.
So viele Stimmen, Klappern und Lachen,
du würdest dich gern
wieder in den Bauch davon machen.
In den Augen da blendet
das viele Licht.
Du brüllst wie am Spieß
und verziehst dein Gesicht.
Dein Mund der sucht gleich
nach der Mutter.
Du ahnst nur sie
hat das richtige Futter...
Nirgends ist es schöner
im ganzen Land,
man lebt um zu essen,
du hast es erkannt!
Und froh bist du nur
wenn die Welt um dich kreist.
Und tut sie es nicht,
dann brüllst du zumeist.
Wir lernen dich schweigen
und geduldiges Warten,
zu Lachen und Weinen
auf viele Arten.
Neben Trinken und Essen,
in kleinen Bissen,
füttert wir dir dann
auch noch dein Gewissen.
Und fremden Text
wirst bald du aufsagen,
ich hoffe du lernst
ihn zu hinterfragen.
An viele Dinge
gewöhnst man dich dann,
und jedes treibt dich
wie eine Peitsche an.
Du jagst ihnen nach
und verkaufst dich für Geld,
nicht lang wird es dauern,
bis nichts anderes mehr zählt.
Und oft bist du glücklich
und hörst du wärst es gar nicht.
Und du sehnst dich nach Liebe,
die du zu geben vergißt.
Die Welt wird dich zähmen
bist du bist lieb,
alle Regeln befolgst
und vergißt deinen Trieb.
Aber ich will dir nicht länger vorlamentieren,
nur soviel: wir sterben mit allen Tieren.
Leben ist alles, freu dich darauf!
Mach dich auf und schnauf!