Die Ballade von
dem, der in den Wald ging
Opus 022/ 1969
Da flüchtete einer vor seinen bösen Artgenossen in die Natur, muß aber
erfahren, dass er dem Bösen nicht auskommt, weil es in ihm steckt.
Schaut hin, der Bub, eilt aus der Stadt,
die bösen Menschen hat er satt.
Wo läuft er hin? Was hat er vor?
Er schaut so ernst, hat kein Humor.
Er sucht den Wald, sucht die Natur.
Er flieht vorm Lärm, flieht vor der Uhr.
Er flieht vorm Zwang und vor der Gier
und wär am liebsten wie ein Tier.
Im Wald traf er kein falschen Hasen,
bescheiden die nur Gräslein aßen
Er fand kein Fuchs, der Füchslein schlug
und nirgendwo war Lug und Trug.
Der Junge fand dies alles gut
und bekam auch nicht genug
dem Vogelsang zu lauschen
und zu hören wie Fichten rauschen.
Er wollt´ im Wald bleiben
und seine Artgenossen meiden.
Er legte sich ins Gras,
grad so wie Reh und Has.
Der Schlaf kam ihm recht bald,
mit ihm ein Jäger in den Wald,
der schoß mit seiner Büchse
Hasen tot und Füchse.
Den Jungen packt die Wut,
er haut den Jäger auf den Hut.
Der fällt um mausetot,
das Moos, das färbt sich rot.
Der Junge wurde bleich,
seine Knie wurden ihm weich,
er fing zu heulen an
und schüttelte den Jägersmann.
„Wach auf! Wach auf!
Wollt´ dich nur lehren!
Dich bessern und bekehren!
Ich war nur so erregt,
weil Tiere du erlegt!
Jäger, steh doch auf!
Rühr dich und schnauf!
Oh Gott, oh Gott! Mein Stein
schlug ihm den Schädel ein!
Grad ich, der Frieden suchte,
die Schlechtigkeit verfluchte,
bin schuldig nun geworden,
kann wüten und auch morden!
Wie soll ich weiterleben?
Ich muß den Tod mir geben!“
Und vom Gewehr den Lauf
drückte er an seinen Bauch.
Und ach! Der arme Junge
zerschoß sich Herz und Lunge.
Vom Knall erwachte er
und war erleichtert sehr.
Schön, dass noch alle Hasen
im Moos und Grase saßen.
Auch Fuchs und Reh und Eber,
und nirgends lag ein Jäger.
Der Junge schnell kapiert:
ein Traum, nur phantasiert!
Erleichtert und schon bald
verließ er den grünen Wald.
Doch hatte er erfahren,
was unter seinen Haaren.
Zu was er fähig war,
ach, er war der gleiche Narr!