In einer
»Panorama«-Sendung wurden die Verwaltungskosten im Gesundheitswesen
unter die Lupe genommen. Danach gaben die fast 300 Krankenkassen im Jahre
2002 rund 8 Milliarden Euro aus.
Die Krankenhäuser kamen
auf 4 Milliarden, der Papierkrieg der Krankenhausärzte verschlang ca.
3,5 Milliarden, der der niedergelassenen Ärzte und Zahnärzte 7
Milliarden. Die Kassenärztlichen Vereinigungen verursachten Kosten von
rund einer Milliarde Euro.
Damit wurden mehr als
23 Milliarden Euro Versichertenbeiträge von der Bürokratie
verbraten.
Statt diesem Verwaltungs-Moloch mit seinen Vorständen, Aufsichtsräten und Papierkriegern zu Leibe zu rücken, wurde bislang praktisch nur auf dem Rücken der versicherungspflichtigen Arbeitnehmer und Rentner gespart. Wer braucht schon 260 Krankenkassen? Richtig, diejenigen, die dran verdienen.
Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank wurde in einem Interview gefragt, wo denn die Menschen Arbeit finden sollen, nachdem die Rekordgewinne schreibenden Großkonzerne hundertausende Beschäftigte "freisetzen". Die Antwort: In der Dienstleistung, besonders im Gesundheitswesen. Das heißt nichts anderes, als dass die Beitragszahler ihr eigenes "Jobprogramm" bezahlen und sie sich also am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen sollen... Und die Gewinne der pharmazeutischen Industrie und der Apotheker finanzieren, aber das ist ein eigenes Thema. Nur ein Beispiel: wie Monitor am 24.11.05 meldete, darf jeder Apotheker für ein vom Arzt verschriebenes Medikament auf den normalen Verkaufspreis 8,10 Euro aufschlagen. Diese unglaubliche Praxis ist vom Gesundheitsministerium und den Krankenversicherungen genehmigt, um den Apothekern die Gewinne zu sichern....
In einer TV Sendung sagte Lothar Spät, früherer badenwürtembergischer Ministerpräsident und heutiger Manager von Großbetrieben, sinngemäß dasselbe. Doch er widersprach sich schon im nächsten Satz. Erst sagte er, zukünftige Arbeitskräfte müßten im sozialen Bereich, etwa der Altenpflege geschaffen werden, dann forderte er, dass diese sozialen Aufgaben wieder mehr von Familien, Nachbarn und im ehrenamtlichen Bereich erledigt werden müssen.
Es ist unübersehbar, die Vertreter der Wirtschaft haben überhaupt kein Rezept für die sozialen Probleme dieser Welt. Sie labern alle stereotyp die selben Phrasen und haben nur ein einziges Ziel: die Rendite ihrer Unternehmen zu steigern....
LB in der PNP vom 19.1.06
Arme Ärzte
Zum Bericht "Arztpraxen sehen sich von der Pleite bedroht“ vom 17. Januar:
Schon 1998 haben 3307 selbständige bayerische Ärzte einen tatsächlichen durchschnittlichen Jahresgewinn - nach Abzug aller Praxisunkosten - von 122 367 Euro erzielt, weitere 1598 Ärzte 171 877 Euro, 788 Ärzte 221 747 Euro, 956 Ärzte 329 478 Euro, 221 Ärzte sogar 788 425 Euro und alle oben Genannten zusammen (6870 Ärzte) im Durchschnitt 195 592 Euro. Zudem darf von einer zehnprozentigen Gewinnsteigerung je Vierjahreszeitraum ausgegangen werden. Traditionell verteilen sich die Einkünfte im unteren Bereich vorwiegend auf Allgemein- und im oberen Bereich auf Fachärzte. Die genannten Einkommensgruppen repräsentieren 97 selbständige Ärzte (ohne Zahnärzte) je bayerischen Landkreis. Welche Unverfrorenheit muss jemandem zu eigen sein, um angesichts dieser Zahlen mit Streik und Protestveranstaltungen auf eine weitere Gewinnerhöhung zu drängen, wo es eigentlich längst an der Zeit wäre, die Spitzengewinne vor allem im Facharztbereich zugunsten weiterer tarifvertraglicher Krankenhaus-Arztstellen abzuschmelzen. Es ist beängstigend, mit welcher Gutgläubigkeit sich vor allem die Medien vor den Karren der jede Objektivität und Nachvollziehbarkeit niederwälzenden Ärztelobby spannen lassen, brav von der Ärzteschaft vorausgewählte Problempraxen als repräsentativ für alle ausbreiten und offensichtlich keinen Anlass mehr sehen, den von der Ärzteschaft aus geheimnisvollen Quellen generierten Einkommensdaten auf den Grund zu gehen.“
Günter Kaltenhauser
Tann
Kranke Gesundheitspolitik (Auszug aus dem Kommentar von Andreas Hoffmann in der SZ)
"Wer Ausgaben eindämmen will, muß sich auch um die Ärzte kümmern. Sie bestimmen die Kosten. Sie entscheiden, ob ein Patient neue Pillen bekommt, ob geröntgt oder operiert wird. Viele Ärzte verursachen zu viele Kosten, weil sie nicht nur Heiler sind, sondern auch eine Praxis unterhalten oder Klinikbetten auslasten müssen. Die Zahl der Rückenoperationen hängt zum Beispiel auch von der Zahl der Rückechirurgen ab. Längst nicht alle Eingriffe sind nötig, was die Ärzte selbst genau wissen. Sie lassen sich viel seltener operieren als Normalbürger. Dafür liegen Privatpatienten häufiger auf dem OP-Tisch, weil es sich bei ihnen lohnt, das Skapell anzusetzen."