In der Bundesrepublik wurden und werden an vielen Orten neue Synagogen gebaut, wo sich die Frauen nur hinter einem Sichtschutz aufhalten dürfen, denn ihr Anblick ist den männlichen Gläubigen nicht zuzumuten... Diese haarsträubende Wirklichkeit findet in den Medien praktisch keine Beachtung. Die selben Politiker, die lautstark Anpassung von Zugezogenen an die deutsche "Leitkultur" fordern, sind mucksmäuschenstill, aber gegen Juden ist jede Kritik Tabu. Doch es kann ja wohl nicht sein, dass hunderte von Steuermillionen für den Bau und Unterhalt von Tempeln ausgegeben werden, in denen man die humane Wertordnung des Grundgesetzes so mit Füssen tritt. In Israel scheint die Diskriminierung von Frauen dagegen selbstverständlich zu sein, siehe nachfolgenden Artikel aus der SZ.
Für Frauen verboten! Der Einfluss religiöser Fanatiker auf israelische Firmen wächst - zum Nachteil der toleranten Bürger im Land
Von Thorsten Schmitz
Vor ein paar Wochen stieg die israelische Schriftstellerin Naomi Ragen im Stadtzentrum von Jerusalem in den Bus der Linie 40 und setzte sich auf einen leeren Platz gleich hinter den Fahrer. Die Autorin, von der es auch Bücher in deutscher Übersetzung gibt, öffnete ein Buch und schmökerte darin auf der Fahrt nach Hause in den Stadtteil Ramot Gimel. Der Bus füllte sich zusehends mit ultra-orthodoxen Männern, die allesamt Anstoß nahmen an Ragens Platzwahl. Rüde sei sie aufgefordert worden, in den hinteren Teil des Busses zu wechseln. Ragen, erzählt sie, habe daraufhin freundlich, aber bestimmt erklärt, im Bus stünde kein Hinweis, dass Frauen nur im hinteren Teil sitzen dürften. Darüber hinaus gebe es in der jüdischen Religion nicht eine einzige Vorschrift, dass Frauen in öffentlichen Bussen nicht sitzen dürften, wo sie wollten. Die religiösen Männer ließen sich nicht belehren und beschimpften die Schriftstellerin während der ganzen Fahrt. Der Fahrer, so Ragen, habe weder eingegriffen noch die erbosten Männer dazu aufgerufen, die unflätigen Suaden zu beenden. Erbost über die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen hat Ragen vor dem Obersten Gerichtshof in Jerusalem gemeinsam mit vier anderen Frauen vor kurzem Klage gegen Egged eingereicht, die größte Bus-Gesellschaft Israels. Eine der Klägerinnen berichtete bei einer Anhörung, dass sie einen öffentlichen Bus auf Anweisung des Fahrers nicht habe betreten dürfen, weil sie Hosen getragen habe. Eine andere Klägerin berichtete, sie sei mitten in der Nacht von einem Busfahrer aufgefordert worden, einen Bus von Jerusalem in einen Vorort zu verlassen, da ultra-orthodoxe Männer sich über ihre Kleidung beschwert hätten. Nach Angaben der Klägerinnen und ihrer Anwälte unterhält die Gesellschaft Egged landesweit 30 Busrouten, die ausschließlich den Interessen der ultra-orthodoxen Klientel dienen. Auf den Routen müssen Frauen hinten einsteigen, um den vorne sitzenden Männern den Anblick fremder Frauen zu ersparen. Die Geschlechtertrennung ist illegal, weshalb ein Urteil des Obersten Gerichtshofes mit Spannung erwartet wird. Im Jahre 1977 hatte das Verkehrsministerium einen Pilotbetrieb auf lediglich zwei Busrouten in Jerusalem und zwei Routen im Religiösen-Stadtteil Bnei Brak nahe Tel Aviv genehmigt, die ausschließlich Ultra-Orthodoxen zur Verfügung stehen sollten. Zum einen aber sollte das Pilotprojekt nur ein Jahr laufen, anschließend dessen Alltagstauglichkeit geprüft werden, wozu es nie gekommen ist. Zum anderen sahen selbst die Projektplaner keine getrennte Einstiege für Männer und Frauen vor. In den vergangenen Jahren haben stattdessen einflussreiche Rabbiner in Eigeninitiative die israelische Busgesellschaft Egged dazu gedrängt, mehr und mehr Buslinien in den Fahrplan aufzunehmen, in denen die Geschlechtertrennung gilt. Der Gang der fünf weltlichen Frauen vor den Obersten Gerichtshof ist ein Präzedenzfall in Israel. Denn der Trend im israelischen Alltag ist eher gegenläufig: Der Einfluss der Religiösen auf die Gestaltung des israelischen Alltags nimmt unwidersprochen zu, die weltlich orientierten Israelis, mit 70 Prozent in der Mehrheit, haben in mancher Beziehung das Nachsehen. Sogar im vergleichsweise liberalen Tel Aviv ist ein ganzer Strandabschnitt den Ultra-Orthodoxen vorbehalten. Hinter hohen Mauern baden Männer und Frauen an jeweils drei verschiedenen Tagen getrennt, am heiligen Schabbat ist der Strand ganz geschlossen. Zur strikten Einhaltung der Samstags-Ruhe hat sich auch die größte israelische Fluggesellschaft El Al verpflichtet. Deren Flugzeuge ruhen zwischen Sonnenuntergang am Freitag ganze kostspielige 24 Stunden lang bis Samstagabend - um ihre Hauptkunden, die ultra-orthodoxe Klientel, nicht zu verprellen. Wie stark der Einfluss der Religiösen auf die weltweit operierende Fluggesellschaft ist, zeigt sich an einem Streit im vergangenen Dezember. Wegen eines Streiks am Flughafen Ben-Gurion in Tel Aviv waren Tausende El-Al-Passagiere vor allem in nordamerikanischen Städten gestrandet. Nach Ende der Arbeitsniederlegungen wollte El Al so schnell wie möglich die Passagiere an ihre Zielorte bringen - und unternahm mehrere Flüge von Miami und New York nach Tel Aviv an einem Samstag. Daraufhin erließen ultra-orthodoxe Rabbiner in Israel ein generelles Flugverbot für gläubige Juden weltweit. Zehntausende Passagiere stornierten daraufhin ihre Buchungen bei El Al - bis die Fluggesellschaft Anfang Januar klein beigab. In einem in Anwesenheit eines Anwalts unterzeichneten Abkommen verpflichtet sich El Al nie wieder an Samstagen zu fliegen. Weil ultra-orthodoxe Juden reguläre Fitnessstudios strikt meiden, hat ein pfiffiger religiöser Unternehmer nun vor wenigen Wochen in Jerusalem den landesweit ersten bibelfesten Gym mit dem überzeugenden Namen "KosherGym" eröffnet. Nachdem in Jerusalem bereits vor zwei Jahren ein "koscheres Theater" eröffnet wurde, in dem unanstößige Stücke in dezentem Outfit vorgetragen werden, erfreut sich der Gym mit Rabbiner-Segen nach Angaben seines Geschäftsführers David Melki größter Beliebtheit. Männer und Frauen schwitzen getrennt. In der Cafeteria liegen keine Hochglanzmagazine mit Ideal-Bäuchen aus, sondern Ausgaben der Bibel und der Torah. Mitunter stellt der Alltag in Israel seine ultra-religiösen Bewohner vor schier unlösbare Probleme, etwa in der Armee. Während des fast fünfwöchigen Libanonkriegs mussten auch die ultra-orthodoxen Soldaten zum Dienst antreten. Die Rabbiner im Lande erteilten den Soldaten die Erlaubnis für den Bruch der Schabbat-Ruhe - und gaben Tipps, wie die Schwere des Verstoßes minimiert werden konnte. Ultra-orthodoxe Soldaten, die in Armee-Zentralen Dienst hatten, wurden angehalten, anstatt am Samstag Notizen in den Computer zu tippen, diese mit einem Zauberstift aufs Papier zu bringen. Der von israelischen Tüftlern entwickelte Stift schreibt mit einer Tinte, die nach vier Tagen automatisch wieder verschwindet. Bis dahin hat der Soldat Zeit, die Notizen nach dem Schabbat in den Computer zu übertragen. Da sich die Notizen nach vier Tagen von selbst in Luft auflösen, sieht es so aus, als habe der Soldat die Ruhe am Schabbat nicht durch verbotenes Schreiben gebrochen - es gibt ja keinen Beweis mehr. Vergangene Woche schließlich hat das Verteidigungsministerium hunderte koschere Handys für religiöse Soldaten bei einer israelischen Firma bestellt, die darauf spezialisiert ist, ultra-orthodoxe Schabbat-Verbote zu umgehen. Mit den Telefonen wird es nun religiösen Soldaten ermöglicht, an Samstagen zu telefonieren, ohne selbst dabei einen Stromkreislauf zu aktivieren. Die Soldaten tippen eine Nummer in das Handy, und ein elektronischer Sensor, der die Tastatur alle zwei Sekunden scannt, wählt dann automatisch selbst, ohne dass die Soldaten den Dial-Knopf aktivieren müssen.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
|