Gedanken zum Thema Verschwörungstheorien
1
Verschwörungstheorien
– eine Etikettierung für Erklärungen, die vom kritischen Hinterfragen von
offensichtlichen Unwahrheiten bis zu paranoiden Glaubensätzen über
Weltverschwörungen geheimer Mächte reicht. Wird heute gerne von Propagandisten
der Macht als Kampfbegriff gegen jedes Hinterfragen von eingetrichterten
Wahrheiten verspottet. Vermutlich aus taktischen Gründen werden diese
Hinterfrager erst einmal nicht als ernsthafte Gegner einem Lager zuordnet,
sondern man versucht sie durch die Apostrophierung als VT im Vorfeld als
Spinner zu disqualifizieren und lächerlich zu machen. Vielleicht geschieht dies
auch, weil VT oft nicht in die alten politischen Schubladen passen. Viele
fühlen sich alleine der Aufklärung und Wahrheit verpflichtet und stehen über politischen
Lagern. Damit können die „Verschwörer“ nicht umgehen, denn in ihrer Welt gibt
es den Umstand nicht, dass jemand ohne Eigen- oder Gruppeninteresse agiert.
In freiheitlichen
Gesellschaften versucht man die kritischen Meinungsäußerungen erst einmal nicht
zu zensieren oder die Urheber gleich politisch zu bekämpfen und mundtod zu
machen. Man versucht dies möglichst lange hinauszuschieben, in der Hoffnung
dass die normale Desinformation in den Medien, die man ja weitgehend
kontrolliert, ausreicht, Umdenken weiterer Kreise zu verhindern.
2
Doch man kann bei der Definition der VT den Spieß auch umdrehen, umso leichter, je offensichtlicher eine etablierte Theorie als absichtliche Verschwörung gegen den Verstand erscheint.
So ist etwa die älteste und furchtbarste aller Verschwörungstheorien die, dass es hinter der realen Welt eine zweite Welt geben soll, in der Götter nach dem Tode auf uns warten und uns für unser Verhalten im wirklichen Leben zur Verantwortung ziehen.
Die zweite Verschwörungstheorie, mit der ersten eng verwandt, ist, dass diese Götter in unserer Welt Bodenpersonal beschäftigen, die uns als Dolmetscher den Götterwillen übersetzen und sagen, wie wir zu leben haben.
Doch wer könnte hinter dieser Verschwörung stecken? Wer hat einen Vorteil davon? Die weltliche Herrschaft natürlich und alle ihre Parasiten, die von dieser Mär gut leben und sich so Ordnungskräfte sparen. Und wer würde als Soldat schon sein Leben für einen Regenten oder ein Regime geben, wäre es ihm bis in seine letzte Körperfaser bewußt, dass er nur dieses eine Leben hat? (Dann gäbe es nur noch einen einzigen Grund, sein Leben zu opfern, wenn man es zum Schutz seiner Lieben tut und so wenigstens als Glied in einer Kette erhalten bleibt, ohne die es kein weiteres Glied mehr gäbe.)
3
Neben der Strafe im Jenseits haben sich bei der Disziplinierung der Menschen durch Religionen bewährt:
1. Das Angstmachen
mit der Botschaft, Gott würde alles sehen und
2. seine Fähigkeit
die Welt zu vernichten.
Deshalb wurden diesen beiden „Sub-Verschwörungstheorien“ der Religionen weltliche Ableger zur Seite gestellt, nach dem Motto: „doppelt hält besser...“
Deshalb bemühen
sich Regierungen, den Göttern gleich, siehe Punkt 1, alles zu sehen und zu
hören.
Die klassischen Mittel hierfür waren und sind: Hierarchisierung der Menschen und das gegenseitige Bespitzeln und Ausspielen mit der Belohnung der Verräter, („Zerteile die Leute und herrsche“), die geradezu geniale Teufelei des Beichtstuhls, in dem man die Gläubigen dazu bringt sich selber zu verraten, ihnen dann Vergebung versprechend u.a.
Mit der Schaffung elektronischer Kommunikationsmittel wurden neue Abhörmöglichkeiten geschaffen, Telefon, Funk, Internet, denen sich keiner entziehen kann. Natürlich mit Einschränkungen, denn die dabei entstandene Lawine an Emails, Kurzmitteilungen und belanglosem Gequatsche, ist tatsächlich nicht zu kontrollieren. Aber es geht ja wohl vor allem um die Suggerierung der Existenz allumfassender Kontrolle.
Noch wichtiger ist aber die Schaffung einer Angst (siehe Punkt 2) vor völliger Vernichtung schon im Diesseits. Gott schickte die Sintflut oder das Feuer über Sodom und Gomorrha und die weltlichen Herrscher bemühten sich immer furchterregende Vernichtungswaffen zu entwickeln und Exempel an renitenten Völkern zu statuieren. Dass sie es beim Massenmorden von Völkern zu großer Meisterschaft gebracht haben, bezeugt die Geschichte. Und die furchtbarsten Massenschlächter gehörten und gehören ausgerechnet zu jener Religion, die sich die Feindesliebe auf die Fahnen geschrieben hat.
Die größte aller
diesseitigen Drohungen geht von den Atombomben aus. Doch gibt es sie wirklich oder sind sie
so real wie der Götterglaube, ein Popanz, den sich Verschwörer ausgedacht
haben? Man getraut es sich kaum niederzuschreiben, aber es gibt Menschen, die dieses
mit viel Detailwissen behaupten. Als einer aus jener Generation, die mit
diesem Schreckensbild sein Leben lang in Angst und Geiselhaft gehalten wurde,
mag man sich darauf erst gar nicht einlassen. Doch wer es doch tut, wird danach nicht
mehr ohne Zweifel sein.
Man kann dagegen
halten, dass die Angst vor atomarem Holocaust für 70 Jahre Frieden gesorgt hat.
Was so auch nur für einige Weltregionen stimmt, denn alleine die Amis sollen in
der Zeit auf konventionelle Art bis zu 30 Millionen Menschen getötet haben.
(Prof. Mausfeld „Warum schweigen die Lämmer?“).
Doch hätte eine derart skrupellose Macht wirklich auf ihre Wunderwaffe verzichtet? Ich glaube nicht, genausowenig wie sie fast ein halbes Jahrhundert den Mond nicht mehr besuchten, eine Leistung der sie sich rühmen, gegen die es aber auch ernsthafte Argumente gibt. Aber - sie haben die Atombomben doch auch in Hiroshima und Nagasaki eingesetzt...! Nun, diesem Punkt widmet sich die beschriebene Abhandlung ausführlich. Kurzfassung: Die beiden Städte wurden mit herkömmlichen Höllenbomben ausradiert, so wie auch Tokio schon zuvor. Aber lesen sie selber: Link
Sollten die Religionen
und die Atombombe tatsächlich nur als Greuelmärchen existieren, fragt
man sich, hat man uns noch mehr Bären aufgebunden, damit wir nicht zu übermütig
werden und nicht an den gegenwärtigen Machtverhältnissen rütteln? Und es würde
auch bedeuten, dass alle Atommächte die Wahrheit kennen, also alle Mächte im
Weltsicherheitsrat, dazu Indien, Pakistan, Nordkorea, Israel. Sollte das der
Grund sein, dass man den Iran nicht in diesen erlauchten Kreis der „Wissenden“
aufnehmen will, weil man ihm dann alles zugestehen muss, nur damit
er schweigt? Und wieviele unterdrückte Sklavenvölker würden sich dann erheben,
wieviele Vasallen den Imperien davonlaufen?
Ich habe nicht den
technischen Verstand zu beurteilen, ob Atombomben überhaupt funktionieren
können. Doch ihre zivilen Varianten, die Atomreaktoren, tun es in jedem Fall und sie erzeugen dabei genug
Plutonium, Strontium, Cäsium und weiß der Teufel was noch alles an
lebensfeindlichen Stoffen, mit Halbwertzeiten vom Zigfachen der menschlichen
Geschichte, die – wenn sie wie in Tschernobyl nach Reaktorschmelze und Hitzeexplosionen die Spaltprodukte in die Atmosphäre reißen - ganze
Landstriche oder vielleicht sogar den ganzen Planeten unbewohnbar machen
können.
Als Leiter
pädagogischer und sozialer Einrichtungen habe ich mich – ohne es gelehrt
bekommen zu haben – instinktiv einige Male des Tricks des Übertreibens in der
Schilderung von üblen Vorfällen bedient, um Stimmung bei Versammlung zu
erzeugen und den Übeltätern zu demonstrieren, dass sie alleine stehen. Man
macht es einmal und hat er Erfolg damit und deshalb macht man es auch ein
zweites Mal und ein drittes Mal... Und irgendwie schäme ich mich auch nicht
richtig dafür, denn es hat niemandem geschadet und doch Schaden und Ärger
abgewendet. Manchmal war es auch nicht übertrieben, sondern nur das, was
Lernpsychologen als „Lernen am Modell“ bezeichnen. Man schildert Schülern reale
Vorkommnisse und versucht Lernprozesse, die andere damit gemacht haben, auch bei ihnen in Gang zu setzen und so ihre Wiederholung zu verhindern. Und weil ich diese Tricks und Vorgehensweise
kenne, erkenne ich sie auch meistens, wenn andere sie anwenden. Und in der Politik sind
diese Manipulationen weitverbreitet. Man überzeichnet Geschehnisse, spinnt
Märchen herum und hat oft Erfolg damit. Dazu bedient man sich der hörigen
Medien, die es in jedes Haus und alle Köpfe tragen. Man multipliziert den
Effekt durch Spielfilme und gesteuerte Talkshows u.a. So werden Mücken zu
Elefanten aufgeblasen, Sündenböcke kreiert, Wahlkämpfe gewonnen und sogar
Kriege begonnen.
Und hier sind wir wieder bei Verschwörungstheorien, die tatsächliche oder vermutete Verschwörungen aufdecken wollen. Nach meinem Kenntnisstand war es vermutlich bei den meisten Kriegen so und Lügen über die Kriegsnotwendigkeit fester Bestandteil jeder Kriegsführung sind. Selbst in groberen Zeiten hat man es vermieden die eigenen Raubinteressen klar auszusprechen, immer hat man dem Volk eine „schöne Helena“ als Kriegsgrund vorgegauckelt: Man mußte eine Schmach tilgen, einer Bedrohung durch Angriff zuvorkommen, die Gegner dämonisieren, ihnen irgendwelche unverzeihlichen Verbrechen in die Schuhe schieben oder, in neuerer Zeit, altruistische Ziele vormachen, etwa fremde Völker vor ihren Tyrannen schützen, Minderheiten befreien, Frauenrechte herstellen, Demokratie einführen usw. Massenmord also als eine Art therapeutische Maßnahme... Natürlich ging es in allen Fällen um geostrategische oder wirtschaftlichen Interessen, immer um den eigenen Vorteil oder besser, um den Vorteil von Feudalherrn, Funktionären, Oligarchen, Trusts oder Plutokraten.
Ich will hier nicht die einzelnen
Versuche vorgeschobene Kriegsgründe zu entkräften nachzeichnen, im Internet
finden sich da beinah für jeden Krieg überzeugende Exempel. Egon Bahrs Aussage
(der gewiss alles andere als ein VT war) zu diesem Thema soll genügen: „In der
internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht
immer um Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man ihnen im
Geschichtsunterricht erzählt.“
Beitrag wird fortgesetzt