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11.2.14 Die neuen Völkerwanderungen

Wer redet dem massenhaften Zuzug von Arbeitskräften das Wort? Es ist immer die Wirtschaft, die nach einem Überangebot an Arbeitskräften strebt, um die Löhne drücken und die Arbeitnehmer disziplinieren zu können. Die Wirtschaft setzt auf Freihandel mit Waren aller Art, auch mit humanoiden...

Wer Einwände erhebt wird schnell in eine fremdenfeindliche Ecke geschoben und dabei tun sich nicht nur bezahlte politische Lobbyisten hervor, sondern auch wohlsituierte „Gutmenschen“ allen Coleurs. Sie reden meist vom hohen Ross, denn die Immigranten bedrohen in aller Regel nicht ihre Jobs und auch nicht ihre gehobene Wohnumgebung.

Jenseits politischer Spiegelfechtereien gibt es aber auch elementare humane Gründe, die gegen den Menschenhandel mit Arbeitskräften sprechen. Sollten nicht die Erfahrungen aus den letzten vierzig Jahren ausreichen? „Man rief Arbeitskräfte und es kamen Menschen...“ Die Folgen sollten eientlich jedem bekannt sein: Heimatverlust, Zerstörung der Familien, Entwurzelung, Erniedrigung, Kulurverlust. Doch das damit verbundene Leid war nie ein Thema, bei vielen Betroffenen wirkt es sogar noch potenziert in der zweiten und dritten Generation. Aber auch viele Deutsche waren Opfer, sie wurden durch billigere und willigere Zuwanderer ersetzt und nicht selten auch aus ihren angestammten Wohnvierteln vertrieben und landeten in den gesichtslosen Trabantenstädten, mit ihrer Menschenhaltung in Wohnkäfigen. 

Die sozialen Folgekosten haben die Wirtschaft nie interessiert, diese wurden wie üblich "sozialisiert"...

Die Wirtschaft interessiert auch nicht, dass diese modernen Völkerwanderungen immer auch die Herkunftsländer ausbluten lassen. Wenn ich lese, dass aus Rumänien 17 000 Mediziner nach Deutschland kamen, dann ist das ein Aderlass, den kein Land verkraften kann. Wieviel Volksvermögen steckt in den Ausbildungen, wieviel Schweiß wurde von den Zurückbleibenden dafür vergossen, wieviel Hoffnungen damit verbunden! Dieses Ausbluten der armen Länder ist wie ein moderner Vampirismus. Den Einwand vom Menschenrecht auf Freiwilligkeit und Freizügigkeit lasse ich nur bedingt gelten, vor allem nicht, wenn es von jenen kommt, denen die Menschen egal sind und in deren Köpfen nur kurzfristige Gewinne spuken. Es ist auch ein Irrsinn, wenn man die Menschen um die "deutschen" Fleischtöpfe versammelt, deren Inhalt aber alles andere als "deutsch" ist, denn die landwirtschaftlichen Güter werden für etwa 65 Milliarden pro Jahr importiert, zum Teil aus Hungerländern.

 

Dazu passend: Gedanken zur Globalisierung von 2003

Die Idee einer Welt, einer friedlich zusammenlebenden Menschheit, von Völkern, die ihr buntes Andersein bewahren und sich doch allesamt den gleichen Grundwerten und Menschenrechten verbunden fühlen, - von einer sich gleichzeitig vermischenden, multikulturellen Gesellschaft, in der einer den anderen toleriert und sich an der Verschiedenheit erfreut, in der es keine Fremdenfeindlichkeit  mehr gibt – das ist die Welt, von der viele von uns träumen und der wir uns annähern sollten.

Doch die Welt ist anders. Die Menschen sind bequem und sie leben gerne möglichst angenehm. Wenn sie die Wahl haben, wählen sie die bequemere Arbeit, den milderen Landstrich, den größeren Konsum, das gesichertere Leben. Und weil die Welt warme und kalte Zonen hat, steinige und fruchtbare, weil in den Städten die größere Fülle möglich ist, das  interessantere Leben- suchen die Menschen das Unerfreuliche zu vermeiden und streben nach dem Erfreulicheren. Sie denken dabei nicht an Übermorgen und nicht an ihre Enkel, ja oft nicht einmal an Morgen, sie sind froh, wenn sie die Gegenwart bewältigen.

Der imperialistische Freihandel, man spricht heute von Globalisierung, braucht offene Grenzen, offenen Waren und Menschenfluss. In der Praxis ergeben sich dadurch massive Probleme. Das Geld geht dorthin, wo es sich am günstigsten produzieren lässt, mit niedrigen Löhnen, wenig sozialer Absicherung, wenig Umweltschutzauflagen. Die Menschen dagegen haben den Drang sich dort ansiedeln, wo es sich augenscheinlich am leichtesten leben lässt – wo man  am meisten verdient, sie wandern also in die gemäßigteren Breiten  und dort wiederum in die Städte der reichen Industrieländer. Geld und Menschen haben also genau gegensätzliche Interessen, was sich auf Dauer nicht vereinbaren lässt.

Die beschriebene Wanderungsbewegung wäre allein aus ökologischen Gründen eine Katastrophe. Auch aus sozialer Sicht sind Zusammenballungen von Menschen Brutstätten von Konflikten. Völkerverständigung entsteht so auf jeden Fall nicht. Doch auch schon die Angleichung des Konsumverhaltens des volksreichen Südens an die Verschwendungswirtschaft des Nordens, könnte die Biosphäre nicht lange verkraften. Man stelle sich nur vor die 6 Milliarden Menschen würden den gleichen Lebensstil praktizieren wie – nehmen wir das extremste Beispiel – die US-Amerikaner, sie würden soviel Energie vergeuden, sie wollten alle fliegen usw. Das würde die Ressourcen in kürzester Zeit aufbrauchen und die Atmosphäre zerstören. Da man diesen Lebensstil, der alles andere als vernünftig und erstrebenswert ist, aber nicht einfach der Mehrheit der Menschen verweigern kann, müssen wir uns alle einem Lebensstil annähern, den die Erde verkraften kann. Vermutlich würden wir uns da nicht einmal in der Mitte treffen können, sondern viel näher am Verbrauch der heute Armen.

Doch der heute dominierende Freihandel zerstört die alten Kulturen und sozialen Systeme und ersetzt sie durch Kommerz und Orientierungslosigkeit. Sein größter Pferdefuß ist aber sein Grundprinzip der Gewinnmaximierung. Nicht die Versorgung und die Wohlfahrt der Menschen hat er zum Ziel, also nicht Essen, Wohnung und Arbeitsplätze, sondern nur das Erzielen von Profit für diejenigen, denen die Produktionsmittel gehören. So wird der Freihandel zu einer schweren Krankheit, an der die Völker zu Grunde gehen müssen, solange nicht sie das Ziel des Wirtschaftens sind, sondern nur ein Mittel zu fremdem Zweck.

siehe auch: Über unser Wirtschaften