4.3.16 Kulturraub
Kommentar an PNP zum Bericht „Lernen in zwei Sprachen“
Auch wenn ich kein weiß-blauer Königstreuer bin, seit Kindertagen keine Lederhose mehr getragen habe und zu jener Generation gehöre, die mehr amerikanisch als deutsch aufgewachsen ist, will mir die immer früher einsetzende Denglishierung nicht gefallen, oft schon im Kindergarten, nun in der Grundschule. Ein wenig überspitzt, will ich sagen, dass für bayerische Kinder die erste Fremdsprache Deutsch sein sollte! Wenn ich höre, dass in der Landeshauptstadt noch zwei Prozent der Kinder bayrisch sprechen und selbst in „sprachlichen Beharrungsgebieten“, wie um Cham, die bayerisch sprechenden Kinder unter 50 Prozent abgefallen sind, dann empfinde ich das als Kulturverlust, ja, als Kulturraub. Bayerische Identität ist dabei zur Volksfestveranstaltung zu verkommen. Ein Besucher aus dem All wüßte wohl nicht, wo er gelandet wäre, würde er durch unsere Städte laufen, Bayerischen Rundfunk hören oder gar durch die Fernsehkanäle zappen. Viele zucken, darauf angesprochen, mit den Achseln und stammeln etwas von „modern“ und „Globalisierung“. Andere begrüßen diese Entwicklung und sehen die Zukunft in einer Welt, in der die frühere kulturelle Buntheit mitsamt ihren Völkern in einem großen Farbtopf verrührt werden. Welche Farbe am Ende dabei heraus kommt, wenn man alle Farben mischt, wird wohl jeder wissen. Weiss und Blau wird man darin vergeblich suchen.