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Kommentar zum Telepolisartikel Sitzen macht krank
„Trau keinem Gedanken, der im Sitzen geboren wurde“, sagte der
leidenschaftliche Wanderer Friedrich Nietzsche und wer möchte ihm
widersprechen! Der Zustand der Welt zeugt davon, denn er spiegelt
die Gedanken und Prioritäten der Sesselfurzer dieses Planeten. Obwohl
wir von kaum etwas so reichlich haben, wie von menschlicher
Muskelkraft, überlegen die Geschäftemacher dieser Welt, wie sie uns
noch Fauler und Sitzender machen können. Wer einen Automaten
erfindet, der hundert Bizeps einspart, gilt als Genie und wird
steuerlich für seine Maschine belohnt. Es werden zwar 50 Leute
entlassen, die sozial bedürftig werden, und die Maschine braucht
keine Sozialbeiträge zu entrichten, toll!.
Überall werden Menschen eingespart und gleichzeitig wächst die
Weltbevölkerung exponentiell. Zwanzig Prozent der Weltbevölkerung
können aber in Zukunft mit ihrer Arbeit den Laden am Laufen halten,
stellten Staatslenker schon in den 90iger Jahren fest. Mit
„Tittytainment“ – der Begriff soll von Zbigniew Brzezinski, dem
amerikanischen Präsidentenberater stammen und soviel wie "Mutterbrust
und Spiele" bedeuten – sollen die restlichen 80 Prozent der
Bevölkerung
ruhig und zufrieden, also Sitzend gehalten werden. Mit Glotzen,
Spielen, Essen und Trinken, denn recht viel mehr kann man in einer
Stadtwohnung auch nicht anstellen. Sinnentleerte Bewegung in
Fitness-Center & Co vielleicht noch, statt sinnvoller körperlicher
Arbeit, der man zu Unrecht ein schlechtes Image angedichtet hat. (Ich
rede hier nicht von eintöniger, entfremdeter Sklave- und Akkordarbeit
sondern
von Tätigkeiten, die durch ihr Ergebnis und durch sich selber
Befriedigung schaffen). Doch bei uns rast der Zug noch immer in die
andere Richtung und es wird systematisch alles gefördert was „breit“
macht: Hochmut, Neid, Gier, Fett, Zucker, Religion, Alkohol, Autos
voller technischer Spielerein und Haushaltsgeräte, die einem alles
abnehmen.
Und manche glauben noch immer, das sei der Inbegriff von Fortschritt,
der aber tatsächlich vom Menschen fortschreitet und von allem was ihm
angemessen und förderlich wäre. In Colorado und anderen US-Staaten
experimentiert man neuerdings auch erfolgreich mit Cannabis, denn
nichts macht die Menschen „breiter“, zufriedener und hungriger nach
Essen. (womit ich aber nichts gegen Cannabis als Medikament sagen
will!) Da schlägt
man mehrere Fliegen mit einer Klappe: Steuereinnahmen, Förderung der
Lebensmittelindustrie und der Medizin mit all ihren Zulieferern und
Nachbereitern. Gegen die Förderung von Zivilisationskrankheiten war
die Abwrakprämie nur ein Peanut. Der gewiss erwünschte Nebeneffekt
könnte eine noch teilnahmslosere Bevölkerung sein, die alles mit sich
machen lässt.