Wer einen anderen Menschen tötet - ohne in Notwehr zu handeln – ist ein Totschläger oder gar ein Mörder, ohne Wenn und Aber. Also auch, wer auf Befehl oder aus irgendeiner Form von Ideologie tötet, wie im vorliegenden Fall, der Täter gehört bestraft und der Familie des Opfers gilt mein Mitgefühl. Diese grundsätzliche Sicht der Dinge muss man wohl vorausschicken, wenn man sich dem Thema nähern will, um nicht in Verdacht zu geraten, irgendetwas relativieren zu wollen.
Wenn mir
jemand mit den Reichsbürgergedanken kam, habe ich immer die Flucht
ergriffen, weil mich so staatsrechtliche Überlegungen langweilen und ich
mit dem Begriff „Reich“ nichts Gutes verbinde. Zudem ist mir jedes
Herumpopeln an alten Paragrafen zuwider, wenn sich in der Gegenwart
nicht einmal die Regierung an das Grundgesetz hält und dabei ist alle
demokratischen Rechte an demokratisch nicht legitimierte
Interessengruppen outzusourcen. Willy Wimmer, der alte CDU-Mann malte
dazu ein recht anschauliches Bild: Wenn man die Bonner demokratischen
Potentiale mit hundert Prozent einstuft (was natürlich auch ein Witz
ist), dann seien zwanzig Prozent davon nach Berlin mit umgezogen, die
restlichen 80 Prozent sind irgendwo in der EU und der Nato verschwunden.
Mit den Freihandelsabkommen würde auch dieser Rest verschwinden.
Falls
dies so stimmen sollte, braucht sich niemand darüber wundern, wenn die
Leute nach Möglichkeiten suchen dagegen zu steuern. Abstimmungen bleiben
ihnen verwehrt, die etablierten Parteien haben sich im selben Boot
verschanzt und jeder der mault, wird Nazi oder Schlimmeres genannt. Auf
diese Weise wird rechtes Gedankengut geradezu gezüchtet, ich habe davor
schon vor Jahren gewarnt. Wenn nun das Umfeld der Reichsbürgerei
krampfhaft nach irgendwelchen vordemokratischen Paragrafen gräbt um
irgendeine legale Handhabe zu finden, die Entrechtung der Menschen zu
stoppen, dann könnte man dem, so man es wollte (oder dürfte?), leicht
gegensteuern und die heutigen Paragrafen menschenfreundlicher gestalten
und statt immer weniger Demokratie, etwas mehr davon wagen, wie es Willy
Brandt einmal forderte. Und man sollte versuchen die Argumente der
„Reichsbürger“ sachlich zu widerlegen und sie nicht wegen eines
Unzufriedenen, der zum Mörder wurde, diskreditieren und nicht schon
wieder Sündeböcke aufblasen. Und genau das geschieht, wenn ich die
Berichterstattung dazu richtig verfolge.