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3.5.15 Drei Thesen wie man Extremismus vermeiden kann
Kommentar zum Bericht im Straubinger Tagblatt „Die primäre Gefahr kommt von rechts“, vom 25.4.15
Von den Grünen und dem von
ihnen kritisierten Innenminister wünsche ich mir statt ihrer alljährlichen
Diagnose über ihre wechselseitig vorgeworfene Einäugigkeit, sich mehr Gedanken
über die Ursachen von Links- und Rechtsextremismus zu machen. Sicher ist, dass
Linke wie Rechte nicht vom Himmel fallen, sondern wie der Wasserstand in
kommunizierenden Röhren mit der Qualität der übrigen Politik in Verbindung
stehen. Drei gewichtige Ursachen sehe ich, 1. die immer extremer werdende
Vermögensverteilung, 2. die Aushebelung der Demokratie und 3. Denkverbote und
einseitige Geschichtsschreibung.
Zu Punkt 1: Wir müssen jenseits von Raubtierkapitalismus und der Unfreiheit kommunistischer Systeme einen Weg suchen. Frei nach Nietzsche darf es in einer solchen Welt zwei Menschengruppen nicht mehr geben: Reiche und Habenichtse. Doch heute ist die Kluft zwischen Arm und Reich tiefer denn je. Faktisch ist die westliche Hemisphäre heute eine Plutokratie.
Zu Punkt 2. Beinah alle Entscheidungen werden heute nicht vom Volk und auch nicht von ihren gewählten Vertretern getroffen, denn bürokratische Vorgaben, die Hypothek der Altschulden, die internationalen Verpflichtungen und der Einfluss von Lobbyisten und Wirtschaftsoligarchen lassen praktisch kaum Gestaltungsspielraum. Beim Einzelnen ist das Gefühl von Ohnmacht die logische Folge und schlägt sich in Wahlverweigerung oder politischem Extremismus nieder.
Polizei und Geheimdienste sind da hilflos, sie können gleichsam den Wasserstand nur messen, ihn aber nicht beeinflussen. Bespitzelung, False-Flagg-Aktionen und Propaganda werden zudem im Zeitalter des Internets schnell entlarvt und wirken eher wie Brandbeschleuniger.
Der 3. Punkt, um den Extremisten auf beiden Seiten den Nimbus des "Geheimwissens" zu entziehen, wäre mehr historische Ehrlichkeit und Wertschätzung der eigenen Wurzeln und Sprache. Unsere Geschichtsschreibung, wie könnte es anders sein, ist die der Sieger. Dieses Schwarz-Weiß-Gemälde kann auf Dauer nicht zufriedenstellen. Ehrliche Aufklärung sind 70 Jahre nach Kriegsende strafbewehrten Denkverboten vorzuziehen. Rassismus ist keine deutsche Erfindung, ebensowenig nationale Überheblichkeit und auch beim Völkermorden gibt es bekanntlich auch anderswo teuflische Meister, auch heute noch. Man sollte aufhören die Verbrechen den Völkern anzulasten, denn die Täterfront verläuft quer durch die Nationen. Unseren Großeltern vorzuwerfen, sie hätten den Faschismus stoppen können, ist außerhalb der Realität. Sie konnten so wenig entscheiden, wir wir heute entscheiden können. Bert Brecht hat dazu gesagt, das erste Volk, das die Nazis erobert haben, war das deutsche. Und das ist mit brutalsten Mitteln geschehen. Hitler ist nicht in freien Wahlen an die Macht gekommen, sondern wurde von dem Obristen Hindenburg eingesetzt, der zusammen mit General Ludendorf den 1. Weltkrieg bis zum bitteren Ende trieb und den unerfüllbaren Versailler Vertrag mit zu verantworten hat. Und Hindenburg war niemals der Vertreter des Volkes sondern des Militärs, des Großindustrie und der Großgrundbesitzer. Und Hitler war ebensowenig ein Vertreter des kleinen Mannes, es gibt heute gute Studien die belegen, wer ihn finanzierte.
Auch Hitlers Machwerk „Mein Kampf“ muss endlich im Licht ausgebreitet werden. Was da an Krampf steht, etwa zur Rassenlehre, traut man sich kaum zitieren: Zitat: "Jedes Tier paart sich nur mit einem Genossen der gleichen Art. Meise geht zu Meise, Feldmaus mit der Feldmaus....“ Die Dämonisierung dieses Buches brauchen wohl andere, die Deutschen haben es schon nicht gelesen, als es jeder auf der Kommode liegen hatte.