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3. Januar 2016 19:02

Es geht nur ums Geld

Kommentar bei Telepolis zum Bericht Unsere Lebensmittel - Betrug und kein Ende?

Die Frage, warum immer wieder Skandale im Nahrungsmittelbereich
vorkommen, ist ziemlich einfältig. Nahrungsmittel sind heute eine
Ware, selbst Tiere sind eine Ware, also Dinge, die eben bestimmten
Kriterien entsprechen müssen, die den Erzeugern und den Händlern
nützen, „innere Werte“ gehören nicht dazu. Für sie muss die Ware gut
transportierbar, haltbar und optisch den Normen entsprechen, die die
Kunden (die nichts anders kennen) wünschen. Also, sie muss zum
Verkaufen taugen, zu sonst nichts. Wie erlebten schon hundert Mal,
dass auch einheimische Erzeuger und Händler, je größer desto
gewissenloser, nichts dabei empfinden ihre Kunden (die ja ihre
Landsleute oder gar ihre Nachbarn sind) übers Ohr zu hauen und ihnen
Gammelfleisch, verseuchte Eier und schwer belastete Viktualien
verkauften und nur gestoppt wurden, weil irgendein verärgerter
Mitarbeiter den Skandal ins Rollen bringt und die Behörden (oder die
Presse) einschaltet. Es ist eine Augenwischerei zu glauben, dass die
staatlichen Kontrollbehörden alles verhindern könnten, selbst wenn
sie das Personal hätten mehr zu kontrollieren und nicht nur auf
wenige Kriterien schauten, die gut zu messen sind. Dazu kommen
Interessenskonflikte mit ihren Vorgesetzten, die im Sinne der Politik
funktionieren müssen, und dieser wieder im Sinn ihrer Lobbyisten.
Hormone im Fleisch, Antibiotika, ohne die die Agrarfabriken überhaupt
nicht funktionieren könnten, weil ihre Schlachtiere das Schlachtalter
nicht erreichen würden, verarmte und vergiftete Ackerböden,
genverändertes Futter, gespritzes und überdüngtes Gemüse – die
Aufzählung brauche ich wohl nicht fortführen – sind alles andere als
förderlich für uns Menschen. Nun kann sich jeder an den Fingern
abzählen, welches Interesse ein Konzern in der Dritten Welt daran
haben könnte, den Europäern oder Amerikaner gesunde und gehaltvolle
Lebensmittel zu erzeugen. Wichtig ist alleine, dass sie ihre Waren
verkaufen können, wir sprechen alleine für Deutschland von
Agrarimporten von 65 Milliarden Euro. (eine alte Zahl). 
Von Jamie Olivers gewonnenen Gerichtsurteil gegen McDonald war ja in
wenigen Medien kurz vor Weihnachten zu lesen. Der Starkoch darf
weiter behaupten, dass diese Menschenmäster mit dem großen M in den
Staaten ihre Burger für Bürger aus Fettpaste und Ammoniak herstellen.
Pfui Teufel, und wir reden immer nur vom Chlorhühnchen...

 

4. Januar 2016 10:41

Verarmte Ackerböden

Antwort auf Debattenbeitrag von "Drado" der auf den obigen Kommentar von mir geantwortet hat

hgeiss (100 Beiträge seit 06.08.14)

Lieber Drado, guter Debattenbeitrag, Anmerkungen nehme ich gerne zur
Kenntnis. Ausnahme, der Spruch  
"verarmte Ackerböden" sind "Argumente" von Halbwissenden nahe der
Bullshitzone“.

Sagt dies ein Wissender einem Halbwissenden? So hoch stufe ich mich
gar nicht ein. Ein Halbwissender wäre schon ein ziemlich kluges
Kerlchen. Uns gehen manchmal ein paar Lichter auf, ansonsten stochern
wir alle im Nebel. Aber zum Bullshit-Argument mit den verarmten
Ackerböden. Da geht es um die Lehrmeinung, es käme nur auf das
Vorhandensein bestimmter chemischer Stoffe an, im Sinne des alten
Justus Liebich, dann wäre alles in Ordnung mit der
Pflanzenversorgung. Der Boden ist egal, ist nur das Gerüst, die
Struktur, in dem sich die Pflanzen festkrallen oder so ähnlich. Als
einer, der seine Nahrung seit bald vierzig Jahren selber anbaut und
in der Zeit seinen Böden kein Körnchen „Chemie“ zugeführt hat,
sondern sie ausschließlich mit Kompost „fütterte“, kann ich schon ein
wenig mitreden. Biologisch wirtschaftende Gärtner füttern übrigens
nicht die Pflanzen, sondern das Bodenleben, Dieses wiederum stellt
den Pflanzen die Nährstoffe zur Verfügung. Vermutlich darüber hinaus
noch manches andere, das noch kein Weisskittel mit dem Microskop, dem
Zollstock und der Waage ausgemacht und isoliert hat. Unsereiner
versucht auf dem Feld mit seiner Gabe organischer Stoffe (die ich
übrigens auch nie in die Erde einarbeite, sondern diese nach dem
Vorbild der Natur nur damit abdecke), ähnliche Bedingungen wie beim
Waldboden zu erzeugen, wo der alljährliche Laubfall schwarzen Humus
erzeugt. Der Beweis, das mein Prinzip nicht falsch sein kann, wird
durch die Fruchtbarkeit unseres Bodens bewiesen. Auch nach
jahrzehntelanger Nutzung ist dieser noch fruchtbarer und lebendiger
geworden. Diese Wirtschaftsweise erzeugt auch Nahrung, die
schmackhafter ist, als die, die in holländischer Glaswolle oder in
verarmten Feldböden getrieben wurde. Mit schwerem Gerät verdichtete
Äcker, oft ein halbes Jahr unbedeckt daliegend, mit Glyphosat seiner
Wildkräuter beraubt, sind dagegen vergleichsweise tot, was jede.
Bodenprobe beweist. 
Das mit dem „besseren Geschmack“ wird ja von Theoretikern immer
wieder bestritten, aber die reden halt manchmal wie Blinde von der
Farbe, es kann nicht sein, was nicht sein darf, Monsanto und Co
lassen grüßen. Ich erkläre mir dieses Mehr an Geschmack so, dass es
eben auch noch auf anders ankommt, als auf ein paar Chemikalien, die
man halt zufällig entdeckt hat. Im Grunde ist mir die Erklärung dafür
wurst, man kann sich auch nur lächerlich machen, wenn man zu sehr ins
Detail geht. Ich gehe aber auch davon aus, dass natürlich gezogene
Nahrung nicht nur besser schmeckt, sondern auch gesünder sein wird,
aus welchen Gründen auch immer. (Für den Gärtner sowieso, weil der
Anbau von ihm Bewegung in der Natur voraussetzt. Die Sinnhaftigkeit
dieser Bewegung hebt sie auch als allen modernen Ersatzhandlungen
heraus).
Dieselbe Argumentation, wie bei den Ackerböden, habe ich in diesem
Forum ein paar Forumsbeiträge weiter unten gefunden. Dort geht es um
Nahrungsersatzstoffe, die man halt auch im Labor erzeugen kann.
Können tut man schon, aber man sollte besser darauf verzichten. Aber
hier spukt in vielen Köpfen Raumschiff Enterprice, wo Mr. Spock seine
Essensbestellung beim Computer aufgibt und dann aus anorganischen
Zauberstoffen von unsichtbaren Händen sein Käsebrot gemixt wird. In
jungen Jahren hatte ich übrigens auch nie Zeit zum Essen und wünschte
mir die Pille zum Einschmeißen, die mich mit allem versorgt. Wenn das
nicht der Beweis für die Lernfähigkeit eines Menschen ist!