In diesen Tagen schicken die deutschen Kasernen wieder ihre feschen
Jungkrieger an die Haustüren, um für Spenden für Kriegsgräber zu bitten. Und
wie jedes Jahr fehlen mir die Worte, meine Verweigerung in einem Satz zu
begründen. Ich sehe die freundlichen Uniformierten in ihren Paradeuniformen und
denke: „Ihr habt die Wahl! Niemand zwingt euch in dieser räuberischen
Vasallenarmee im Auftrag der internationalen Konzerne mitzumachen, anders als
unsere Väter, Großväter und Urgroßväter. Diese wurden von Diktaturen zum
blutigen Kriegsdienst gezwungen und kamen nicht mehr zurück oder gebrochen und
wund in Kopf und Seele. Und nun bittet ihr um Spenden bei den Kindern der Missbrauchten,
um irgendwo leere Grabsteinkolonnen mit Namen zu erhalten, die suggerieren
sollen, es würden irgendwen die einzelnen Soldaten interessieren, die irgendwo
auf „Feldern der Ehre“ – eine der Mütter aller Lügen - von Krähen gefressen
oder in Massengräbern verscharrt wurden. Sollten diese steinerne Propaganda
nicht diejenigen unterhalten, die die Massenmorde veranlasst und an ihnen
verdient haben? Und es sind dieselben Gauner, die auch heute hinter jedem
Massenmorden stecken und daran verdienen. Und diese letzte Aussage spreche ich
dann in ein wenig gewählteren Worten auch aus und die Soldaten bleiben
freundlich und widersprechen nicht, habe ich zu gewählt gesprochen? Die
Jungspunde in den hübschen Baretten grüßen und wir wünschen uns gegenseitig
noch einen schönen Tag.
Als sie weg sind fallen mir so viele Dinge ein, die ich nicht erwähnt habe,
die widerliche Rolle der deutschen Regierung am Massensterben in Syrien, die
mit Wirtschaftsboykott begann und mit Waffenverkäufen, Völkerverschiebung und
Späheinsätzen und wer weiß was noch allem bis heute andauern. Und ich hätte mit
ihnen über die im Grundgesetz einmal festgeschriebene Aufgabe der Bundeswehr
zur Landesverteidigung sprechen sollen und dass ich ihren beschämenden Einsatz
zur Unterstützung von Angriffskriegen als permanenten Verfassungsbruch und
Beschämung deren ansehe, für die die Kriegsgräber stehen.
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Antwort auf den Einwand zweier User, ich wäre verpeilt, weil Kriegsgräber zum Frieden mahnen.
Die Fussnoten von euch beiden sind gewiss
bedenkenswert und unterstreichen vielleicht auch, warum ich mich so
schwer damit tu die Sache in einem Satz abzutun. Trotzdem wäre es
angebracht die Gelder für den Gräberunterhalt bei den verantwortlichen
Kriegsgewinnlern einzutreiben und ihnen jedes Jahr aufs Neue junge
Soldaten ins Haus zu schicken, mit großer Medienbegleitung. Aber diese
Verantwortung wird unter den Teppich gekehrt und ist Teil unserer
verlogenen Geschichtsschreibung, die der Bevölkerung die Verantwortung
für die Kriege zuzuweist, auch wenn sie dafür nicht verantwortlich sein
können, einfach weil sie nichts zu sagen hatten und nur mit dem
Gewehrlauf im Rücken marschierten. Nicht anders bei Ausschwitz, das eine
Fabrik der IG-Farben war, mit internationalen Besitzern, die für alles,
was dort an Schrecklichkeiten passierte ist, haftbar zu machen wären,
wenn es so etwas wie Gerechtigkeit geben würde.--------