25.1.16 Regionalität kann heute revolutionär sein
zum Beitrag bei Telepolis Hitler und die Dialekte
„...die Nationalsozialisten hätten sich regionale Bewegungen und
regionale Kulturpolitik in einer ersten Phase nur vorübergehend
dienstbar gemacht, dann jedoch ein kultur- und sprachzentralistisches
Programm verfolgt.“
Diese These erscheint mir einleuchtend. Warum sollte eine totalitäre,
von internationalen Konzernen, Militaristen und Großgrundbesitzern aufgebaute
Organisation, die vor allen den Zweck hatte das kommunistische
Russland zu bekämpfen, regionale Eigenheiten hochhalten? Ich glaube
sogar, dass die ganze Deutschtümelei nur die lockende Melodei der
Rattenfänger war, damit die Wähler, deren Väter kein Land hatten, dem
„Vaterland“ hinterherliefen. Ein regionales Bewußtsein war da nur
hinderlich, man brauchte keine Bayern, die sich noch dazu als
Altbayern, Franken und Schwaben verstanden und ihren regionalen Stolz
hatten, brauchte keine Sachsen, Württenberger usw., man brauchte „ein
einig Volk“ und keinen Separatismus. In den letzten freien Wahlen im
November 1932 haben die Nazis etwa in Niederbayern gerade mal 33,1
Prozent der Stimmen bekommen und wenn die Bevölkerung wirklich eine
Wahl gehabt hätte, hätten sie lieber wieder einen König eingesetzt
und in den Städten eine Räterepublik. Nein, an regionaler Kultur und
Bewußtsein hatten die Nazis kein Interesse, im Gegenteil waren diese
für sie eine Bedrohung, weil die Landbevölkerung den preussischen
Imperialismus hasste. Neonazis machen sich da heute etwas vor, wenn
sie ihren Hitler als Vertreter der kleinen Leute beschreiben. Doch
aus lauter Verärgerung über die heutige Fremdsteuerung durch die
Siegermächte, verklären sie den Deutschlandwahn und meinen darin das
Mittel zu finden, die Bevormundung abzuschütteln. Doch was wir
wirklich brauchen ist ein Bewußtsein für den hohen Wert von
Regionalität, von Dialekten, von Heimatverbundenheit. Die
Siegermächte haben diese Regionalität in 70 Jahren aber in einem Maß
zerstört, wie es die Nazis nicht ansatzweise geschafft haben. Es ist
dieser amerikanische Sauerteig, der alle Teige dieser Welt
durchwächst und am Ende zur völligen kulturellen Verarmung und zur
Gleichmacherei führt, aber so sind die Provinzen halt leichter zu
steuern.
Regionalität könnte der vielleicht wirksamste Hebel dagegen
sein. Doch wer seine Mundart spricht, wird von den Vorläufern der
Amis, den hochmütigen Preussen, belächelt, aber sie wissen vermutlich
gar nicht, dass sie fremde Geschäfte betreiben. Also, werdet
friedliche „Revolutionäre“ und sprecht wieder, wie euch der Schnabel
gewachsen ist. Kauft wieder bei den regionalen Erzeugern und nicht im
„Outlet-Center“, esst keine Chickenwings sondern Brathändl, trinkt
kein Cola sondern Bier und Äpplwoi, und wenn ihr meint, dass euch das
in einer Lederhose leichter fällt, dann – in Gottsnamen – zieht halt
eine Hirschlederne an - solange ich keine tragen muss...