07.12.17 Unter Geiern und Bibern  

(Die Redaktion wählte die Überschrift "Vermisse einen Lobgesang auf Biber", veröffentl. 11.12.17

/Antwort zum Leserbrief von Frau Dr. Auer vom 6.12.1, Viechtacher Zeitung/

Einige ihrer Aussagen, Frau Dr. Auer, erscheinen mit ziemlich blauäugig, etwa wie sie das Überhandnehmen von Raubvögeln verharmlosen. Ein Beispiel dazu. Als unser Vater, der leidenschaftlicher Tauberer war, Ende der Neunziger Jahre in seinen Taubenschlag ging, fand er ein Blutbad vor. Ein Raubvogel war in den Kobel eingedrungen und dort in einen Blutrausch verfallen. Über zehn wertvolle Tauben waren gerissen und der Räuber saß noch mittendrin. Das passierte nicht irgendwo in einer Einöde, sondern im Stadtgebiet Zwiesel. Wo gibt es heute noch frei fliegende Taubenschwärme? Wer seine Tiere nicht in Volieren einsperrt, kann sein Hobby aufgeben. Die Problematik betrifft aber alle kleinen Geflügelhalter, die ihre Tiere artgemäß frei laufen lassen. Auch ich habe die Hühnerhaltung aufgegeben, weil sie mir regelmäßig "vom Geia gschtessn“ worden sind. In ihrem Leserbrief, Frau Auer, fehlte nur noch der Lobgesang auf den Biber. Aber vielleicht tue ich ihnen da unrecht und sie haben – wie andere Naturfreunde – diesbezüglich schon eine realistischere Sicht entwickelt. Die Ideologie der ungehemmten Bibervermehrung an unseren Bachläufen und Flüssen ist verantwortlich für die Zerstörung ungezählter Uferbäume. Weil der Biberdruck einfach zu groß ist, können sie auch nicht nachwachsen. Streckenweise ist jedes Unterholz verschwunden, was direkte Auswirkungen auf den Singvogelbestand hat.

Wer selber nicht betroffen ist, kann leicht schwärmerische Gefühle zu diesen Riesen-„Wossaratzn“ entwickeln, Motto: "Ach, wie putzig!". Anders, wer in der Nähe von Gewässern wohnt oder Auwiesen bewirtschaftet. In den letzten Jahren haben mir Biber mehrere ausgewachsene Birken, Apfelbäume, Espen, Kopfweiden, Traubenkirschen und Erlen gefällt. Ich kenne auch gefällte Fichten und an der Donau sogar eine gefällte Eiche, Bäume also, die nach den Versprechen von Biberkennern gar nicht auf ihrem Speiseplan stehen. Doch offenbar haben Biber diese Fachliteratur nicht gelesen...
Biber unterhöhlen Ufer, bauen meterlange Rutschbahnen und scharren kubikmeterweise wertvollen Boden und Humus in den Fluss, wo er weggespült wird, der vielleicht größte aller ihrer Schäden, weil die in Jahrhunderten entstandene Erde unrettbar verloren ist. Ihre Tunnel, die sie meterweit in die Wiesen graben, haben Durchmesser von über 70 Zentimeter. Es sind regelrechte Fallgruben für Traktoren und Menschen.
An einem Radweg an der Altmühl habe ich heuer die Zukunft alptraumhaft gesehen: ein Wald, bei dem jeder Baum einen Drahtpanzer trägt.