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31. Dezember 2015

Den Zeitgeist lästernde Gedanken zu Familie, Frauen, Kinder, Männer

Kommentar bei Telepolis zum Bericht Wenig Chancen für künftiges Familienleben

Selber aus einem warmherzigen ländlichen Elternhaus stammend, in der
ganz selbstverständlich 4 Generationen in Nachbarschaft zueinander
lebten und sich gegenseitig halfen, war es ein Schock im Berlin der
70iger die Familie als Repressionsapparat und schuld für den
bedauernswerten Zustand der Welt beschrieben zu finden. Für beinah
alle der angesagten linken Theoretiker, die ich näher kennenlernte,
war die Familie die Keimzelle von Repression, Servilität, ja des
Faschismus. Hier passierte die Untertanenproduktion, die Familie war
der Zulieferbetrieb für die Wirtschaft, die Kirchen und die Armeen.
Die Mütter waren Gebärmaschinen, die Väter tyrannische Patriarchen
usw. Die Lösung hieß Freiheit, nicht für etwas, sondern nur möglichst
von allem, was die eigene Lust tatsächlich oder vermeindlich
einschränkte und ein sich daraus ergebender Individualismus, der oft
aber nur eine falsche Etikettierung für Egoismus und Verweigerung von
Verantwortung war. Einige meiner Freunde lebten deswegen in Kommunen
mit Gleichaltrigen und auch ich beschäftigte mich intensiv mit diesen
und anderen Wohn- und Lebensmodellen, etwa mit den israelischen
Kibbutzim, in denen die Kinder von Anfang an in extra Kinderhäusern
aufwuchsen, und ich habe bald sogar andere davon zu überzeugen
versucht, dass die Kinder dort ein besonders gutes Verhältnis zu
ihren Eltern hätten, weil sich diese täglich ein paar Stunden um sie
kümmerten, ohne die ganzen lebenspraktischen Verpflichtungen. Als ich
dann irgendwann selber Vater wurde, änderte sich meine Argumentation
völlig, die Kibbutz-Erziehung erschien mir mit einem Mal wie eine
kaum überbietbare Teufelei, die einem das Wertvollste im Leben stahl,
die eigenen Kinder. Auch die erwähnten Wohnkommunen, die mir anfangs
zumindest von der Theorie her nicht ohne Reiz erschienen, verloren
diesen, wenn man sich praktisch darin aufhielt. Am meisten störte
mich die verbreitete Unverbindlichkeit der Beziehungen und der
Umstand, dass man es für selbstverständlich hielt, dass schon die
Kleinkinder in Kitas oder Kinderläden abgeschoben wurden. Für alte
Leute war sowieso kein Platz, die kamen eben in Heime, wo Spießer und
Ewiggestrige hingehören. Mit solchen zusammenleben wollen, war beinah
schon ein unsittliches Begehren...Ich weiß nicht ob es je in der
Geschichte der Menschen mehr Verachtung der Alten gegeben hat. Aber
das hat auch mit der permanenten Gehirnwäsche zu tun, der wir
ausgesetzt waren. Die Helleren meiner Generation lehnten zwar die
Kolonialkriege und das Morden der USA etwa in Vietnam zutiefst ab,
aber nicht ihren Kommerz und Konsum und auch nicht den flippigen Way
of Live, in dem meine Generation fast ertränkt wurde. 

Die Zerstörung der Familie passierte damals wie heute zweigleisig:
Einmal durch das ausschließlich an Profit orientierte
Wirtschaftssystem, das seit Beginn der Industriealisierung die
möglichst heimat- und bindungslose Kleinfamilie brauchte, die in
allem abhängig sich allem fügen muss, denn kein großfamiliäres Netz
fängt die Menschen auf. Aus der früher ganz selbstverständlichen
großfamiliären Versorgung untereinander wurden Wirtschaftszweige
gemacht, für deren Dienstleistung  bezahlt werden muss. Die nebenher
gehende Verstädterung hat die Familien auch von jeder noch so kleinen
Selbstversorgung abgeschnitten. Noch nie haben Menschen gelebt, die
so sehr in allem auf kommerzielle Versorgung angewiesen sind. Das
Zerrbild, das uns heute als Freiheit verkauft wird, ist tatsächlich
der Gipfel an Unfreiheit. Doch nicht nur die an diesem ganzen
Schlamassel verdienenden Gewerbe und ihre Anhängsel in den
Parlamenten haben ein Interesse, das sich alles so entwickelte:
Verrückterweise bekamen sie die volle Unterstützung der Linken und
Grünen, also derjenigen, die sich eigentlich Humanität und
Menschenwürde auf die Fahnen geschrieben haben. Und hier waren es vor
allem die Frauen, die die Familie hintenanstellen oder sich den
daraus ergebenden Bindungen und Verpflichtungen lieber entziehen und
dabei von Befreiung sprechen. Die Frauen, die hier nicht einstimmten,
wurden milde belächelt und als doofe Hausmütterchen bedauert. 
Der sozialistische Geist der kollektiven Erziehung, dem ich anfangs
den wirklichen Willen zur Verbesserung der Welt nicht absprechen
will, hat mit dieser Regierung auch das flache Land im Westen
erreicht, das Betreuungsgeld für Mütter, die sich um ihre kleinen
Kinder kümmern wurde als „Herdprämie“ diffamiert. Neben allen anderen
schlimmen Entwicklungen, die Angela Merkel zu verantworten hat, wird
die unverantwortliche Fremdbetreuung der Kleinkinder vielleicht ihr
schlimmstes Vergehen sein, denn zusammen mit den familienfeindlichen
Sozis ist sie drauf und dran der Familie den Rest zu geben.


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Texte gegen die sukzessive Zerstörung der Familie

Vom Leben der Echraner


8.5.12 Grüne und Rote - Handlanger der Wirtschaft?

 Leserbrief an PNP zu den Berichten über das Betreuungsgeld

"Herdprämie", "Kinderkrippen- Verhinderungsprämie", "Rückfall ins Mittelalter" - was wird heute an Bosheit und Zynismus über Mütter ausgeschüttet werden, die das Selbstverständlichste der Welt machen, nämlich ihre Kleinkinder selber zu betreuen! Und das Erschütterndste: diese Sprüche kommen vor allem von jenen Kräften, die sich eigentlich Humanität auf die Fahnen geschrieben haben. Tatsächlich machen sie sich zu Handlangern der Wirtschaft, denen es nur um die Ausnützung der Arbeitskraft der Mütter geht und denen die seelische Gesundheit der kleinen Kinder egal ist.

Mittlerweile dämmert es auch grünen und roten Politikerinnen, dass ihr „Recht auf einen Krippenplatz“ allein personell nicht erfüllt werden kann, es gibt einfach nicht genug ausgebildete Kräfte. Und was fordern sie? Arbeitslose sollen vom Arbeitsamt in diesen Beruf gedrängt werden. Nun gibt es so schon genug Pädagogen, die diesen Titel nicht verdienen, obwohl sie sich den Beruf aus Neigung ausgesucht haben. Doch „Zwangspädagogen“ ("Kinderkrippe oder Harz 4") werden die Betreuungsqualität ganz sicher nicht erhöhen.

Zu frühe Gruppenerziehung führt zudem zu Herdenmenschen, nicht umsonst haben dies Diktaturen und Religionen immer zur Abrichtung der Kinder eingesetzt. Wer aber individuelle und vor allem bindungsfähige Menschen heranziehen möchte, der kann nicht bei Trost sein, wenn er zu frühe kollektive Sozialisierung fordert.