11.11.17 Nur Einser und Nullen
Leserbrief an Straubinger Tagblatt zum Kommentar von Ralf Lipp
"Schöne neue digitale Welt" vom 6.11.17
Digitale Qualität ist
super, wenn der Empfang gut ist. Wir kennen das ja vom Fernsehen. Analog wurde
bei schlechtem Empfang halt das Bild schlechter, digital funktioniert dann gar
nichts mehr. Deshalb lese ich die digitalen Erfolgsmeldungen in allen
Lebensbereichen mit gemischten Gefühlen, gerade Notfalleinrichtungen müssen
noch funktionieren, wenn sonst nichts mehr geht. Man braucht gar nicht an einen
elektromagnetischen Blitz in der Atmosphäre denken, mit dem Militärs Europas
Elektronik ausknipsen, unsere künstliche Welt bräche damit augenblicklich
zusammen. Schon mit Unwetterkatastrophen gehen oft Strom- und Funkausfälle
einher und je komplizierter ein System, umso störungsanfälliger ist es. Sollten
man im Sicherheits- und Rettungswesen deshalb nicht besonders vorsichtig sein
und besser auch auf bewährte Technik setzen, statt auf elektronischen
Schnickschnack?
Als einer, für den
der PC seit 30 Jahren zum alltäglichen Werkzeug geworden ist, werde ich mich
hüten diese beeindruckende Technik klein zu reden. Aber „Digitalisierung“ ist
ein nichtssagender politischer Verkaufsslogan, von Kanditaten, die sich vor den
echten Problemen drücken. Gewiss kann man damit Standortnachteile beseitigen
und auch Verkehr vermindern, wenn man von zu Hause aus arbeiten kann.
Digitalisierung führt aber auch zu immer totalerer Automatisierung, die uns
Menschen, von denen es bekanntlich ja genug gibt, überflüssig und arbeitslos
macht. Und auch das Zauberwort „Breitband“ verschweigt, dass sich heute überwiegend
Unterhaltung aus Hollywood durch die schicken Glasfaserkabel zwängt. Und ein
Letztes: Von alten Kulturen graben wir Artefakte aus, die uns manches
mitteilen. Was zukünftige Generationen wohl aus unserem Müll lesen werden? Die
magnetischen Speicherplatten werden nichts mehr erzählen können. Vielleicht
bleibt die Erinnerung, dass Digitalisierung einmal irgendetwas mit Einser und
Nullen bedeutete…