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Es gibt ja Gegenden, in denen gehäuft Hundertjährige leben, die anders, als die meisten unserer heimischen Exemplare noch ziemlich rüstig sind, es in ihrer Gebirgsgegend auch sein müssen. Die harten Lebensbedingungen haben zweifelsohne über Generationen zu einem Ausleseprozess geführt, der sich im Erbgut niedergeschlagen hat. Doch ein sozialer Aspekt scheint vielleicht noch lebensverlängernder zu wirken: die soziale Eingebundenheit in die Familie, in der man auch im hohen Alter nicht übersehen und respektiert wird und sich auch im bescheidenen Maß noch ein wenig nützlich machen kann. Optimale Diät spielt bei körperlich hart (aber sinnvoll!) Arbeitenden, anders als viele Forenten hier vermuten, eine geringe Rolle, denn alles wird verbrannt und nicht als unnützer Vorrat gespeichert, den umherzutragen in unseren Breiten zur körperlichen Hauptaufgabe wird. (Das gilt analog ja auch für andere Schatzansammlungen, deren Verwaltung und irre Mehrung zum Selbstläufer geworden ist).
Unser Körper kann aus beinah jeder Nahrung das ihm Förderliche herausholen, hätte er das nicht bis zur Perfektion entwickelt, wären wir schon längst ausgestorben. Was der Körper aber nicht kann, weil er es nicht zu lernen brauchte, ist längere Zeit mit Überfluß zurechtzukommen.
Nehmen wir ein Beispiel aus der Tierwelt: Pferde, die artgemäß leben, kommen mit Gras gut klar, sie zupfen den ganzen Tag mit gesenkten Köpfen ihre Halme. Spanne ich sie vor den Pflug oder vor einen Wagen, dann brauchen sie Kraftfutter. Gebe ich ihnen beim Faulenzen Hafer, dann werden sie rehe.
Und nochmal zu den Diättisten (schreibt man es so?): Einer der klügsten Sätze, die man Jesus von Nazareth in den Mund legte, sagt, man solle sich weniger um das kümmern, was in den Mund reingeht (wie die Glaubenswächter seiner jüdischen Umwelt), sondern um das, was aus dem Mund rauskommt.

 

01.10.16 Re: Vergesst die Diät (Teil 2) aber esst trotzdem einigermaßen vernünftig!

Vergesst die Diät und lasst sie nicht über euer Leben bestimmen! Und doch gehört meinem ersten Beitrag ein zweiter angefügt, der den leicht entstehenden Eindruck relativiert, es sei völlig egal und ohne Bedeutung für die Gesundheit, was man so in sich hineinstopft. Ein Rennauto verträgt kein Schweröl als Sprit und ein stabiles Haus kann man nicht mit Dreck bauen. Bei allem Aufruf zur Gelassenheit bei der Nahrungswahl in meinem ersten Beitrag, will ich doch darauf hinweisen, dass es schon wertvolle Nahrung gibt und völligen Schrott, ja Gift, etwa reinen Zucker, die Hauptdroge des Industriezeitalters. Auch Salz sollte nur in einem Umfang konsumiert werden, wie es unsere Nieren auch wieder ausscheiden können, da sonst viel davon in wässriger Lösung im Körpergewebe gespeichert wird, was allgemein für Bauchspeck gehalten wird, den es natürlich auch gibt, meist in enger Vergesellschaftung. Wer sich schon einmal ein paar Tage ausschließlich mit salzfreier Rohkost ernährte, weiß, wie schnell man dabei Gewicht verliert, denn die Nieren machen sich an die Arbeit und scheiden das ihnen mögliche Quantum Salz aus, etwa 15 Gramm pro Tag und damit auch die sie verdünnende Flüssigkeit.
Auch den Körper übersäuernde Nahrung schadet, denn eine Säure hat kein anderes Bestreben als sich selber zu beseitigen und in den neutralen Bereich zu kommen. Und wo findet er die dafür notwendigen alkalischen Stoffe? In den Knochen und den Zähnen. Wenn diese längere Zeit mit leicht übersäuertem Blut durchströmt werden, führt das zu Entmineralisierung, also etwa Kalkverlust in Knochen und Zähnen. Basische Stoffe, die dem entgegenwirken, finden sich in rohem Obst und Gemüse, werden sie gekocht, verliert sich der Effekt. Und noch ein sehr wichtiges Prinzip, dessen man sich immer bewußt sein sollte: Was der Körper nicht benötigt, baut er ab. Wir kennen das bei der Muskelmasse bei ruhiggestellten und eingegipsten Gliedmaßen, sogar beim Verstand, wenn wir ihn nicht ständig trainieren und auch bei Knochen, wenn wir uns nicht bewegen und diese in einem gesunden Maße belasten. Auch gesunde Zähne wird nur haben, wer sie täglich fordert, der beisst und kaut und nicht nur Eis schleckt und Kartoffelbrei schluckt... Sagt wer? Wird nun der Leser fragen. Nun, das sage ich und gebe damit nur eigene Erfahrung wieder. Obwohl ich von frühester Kindheit an mir mehrmals täglich die Zähne putzte, hatte ich doch als Zwanzigjährig ein ziemlich ruiniertes Gebiss, denn ich war beissfaul und heikler Esser, der sich einseitig ernährte und von allen Seiten die Süssigkeiten zugeschoben bekam, die Eltern- und Großeltern in den Kriegszeiten so völlig entbehren mußten. Mit etwa 25 Jahren kaufte ich eine Getreidemühle und fing an mein Brot selber zu backen. Was soll ich sagen, meine Zahngesundheit verbesserte sich in einem nicht für möglich gehaltenem Maß und unsere Kinder, die von klein auf mit dieser Nahrung aufwuchsen, hatten mit Dreißig Jahren noch keine Karies. Insgesamt ernähre ich mich, nach einigen Jahren als Lakto-Ovo-Vegetarier, seit vielen Jahre wieder ziemlich „normal“, immerhin aber doch noch mit reichlich Getreide, Obst und Gemüse, aber auch regelmäßig mit Käse, Eiern und Fleisch.
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Und hier noch ein Text von Goethe aus Faust 1, der das Thema ebenfalls treffend behandelt:

Mephistopheles: „Dich zu verjüngen, gibts auch ein natürlich Mittel, allein es ist ein wunderlich Kapitel. Ein Mittel, ohne Geld und Arzt und Zauberei zu haben: Begib dich gleich hinaus aufs Feld, fang an zu hacken und zu graben, erhalte dich und deinen Sinn in einem ganz beschränkten Kreise, ernähre dich mit ungemischter Speise, leb mit dem Vieh als Vieh und acht es nicht für Raub, den Acker, den du erntest, selbst zu düngen! Das ist das beste Mittel, glaub, auf achtzig Jahr dich zu verjüngen!“