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Auf Frustration, also Enttäuschung - in diesem Zusammenhang besser Täuschung, denn wir ersaufen geradezu in Lügen - gibt es nur zwei mögliche Reaktionen: Aggression oder Depression. Wobei beides natürlich hunderfach abgestuft auftreten kann. Doch wer sich über Wut, die oft heiliger Zorn ist, aufregt, kann sich geradeso über die Schwerkraft aufregen. Zorn ist neben Liebe die größte Energiequelle, die uns zur Verfügung steht. Wir müssen den Zorn nur nutzbar machen, nicht wie das explodierende HB-Männchen, sondern als stetig fließenden Strom, der uns gelegentlich auf den Tisch hauen - oder besser, der uns das Leben denkend verbringen lässt und nicht aufhören, nach besseren Argumenten zu suchen. (Denn der Mensch lebt bekanntlich durch den Kopf, mit Lügen kann er auf die Dauer nicht existieren).

Schon als Schüler waren mir jene Lehrer unheimlich, die immer alles verstanden haben und auf das Empörendste sanft reagierten. Da waren mir andere schon lieber, die gelegentlich auch einmal aus der Haut fuhren und so sich als empfindende Menschen zu erkennen gaben.

PS: Zur Depression braucht man wohl nicht viel sagen, das ist Aggression, die sich nach innen, gegen einen selber richtet und viele Krankheiten erzeugt. Die Depressiven sind für die Welt verloren.

 

14.02.27 Re: Aggression oder Depression

Antwort auf:  https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Spirale-der-Negativitaet-Jeder-kann-zum-Online-Wutbuerger-und-Troll-werden/Aggression-oder-Depression/posting-29939626/show/

Wenn sich einer „Verstehe“ nennt, dann ist bei einer solche Namenswahl gerne der Wunsch der Vater des Gedankens. Deine beissend spöttische Antwort zeigt auch, dass du nicht der Sanftmütige bist, denn du da beschreibst. Wenn du schon von „gequirler ...“ sprichst, dann ist das - aus meiner Sicht - auf deine Belehrung zutreffend. Ich zitiere:

"Der Sanftmütige reagiert nicht mit Gewalt, eben weil er mitfühlend ist und ganz genau weiß, dass Agression nur zu weiterer Agression führt. Das ist bloß für den schwachen Geist viel schwerer zu verstehen und vor allem unberechenbarer, als jemand, der zuverlässig die Beherrschung verliert, wenn mans zu weit treibt."

Deine Forderung nach Quellen ist bezeichnend, denn nur das was irgendwo geschrieben steht, hat für manche Zeitgenossen irgendeinen Wert. Für sie gibt es die Schwerkraft erst seit Isaak Newton sie beschrieben hat. Doch sie war schon immer eine Selbstverständlichkeit, mit der alle Lebewesen seit Anbeginn umgingen. Doch erst wenn ein Apostel sie in ein Buch schreibt... Vieles gibt es noch immer, das in keinem Buch steht, die beste "Quelle" ist das Leben. So geben manche einfach ihre Schlüsse aus jahrzehntelangem bewußtem Umgang mit Menschen und Tieren wieder (durchsetzt und angeregt durch Gelesenes und Diskutiertes) und stellen es jedem frei darüber nachzudenken oder es zu lassen.
Aber ich kann dich im vorliegenden Fall beruhigen, es gibt natürlich dicke Bücher zur Thematik. Jeder psychologisch auch nur oberflächlich Gebildete kennt die Frustrations-Aggressions-Hypothese, um die sich viele Forscher abgemüht haben. Etwa Dollard und Miller, Barker, Dembo, Lewin, Maier usw.
Auch wenn ich die Studien vor gefühlten hundert Jahren gelesen habe, ich will mich darauf auch gar nicht berufen, denn es gibt einiges dabei einzuwenden und zu relativieren. Mein Gedanke, der dir so missfiel, dessen Anfügung du aber verschweigst, geht ja darüber hinaus – Trommelwirbel – ich zitiere mich selbst:

"Wobei beides natürlich hunderfach abgestuft auftreten kann"

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Und ich gehe halt auch noch explizit in die andere Richtung, die Aggression gegen sich selber, die Depression.
Übrigens mag ich die Sanftmütigen auch, aber nur wenn sie gelegentlich Feuer im Hintern haben und nicht wie Säulenheilige herumstehen und alles verstehen und ertragen. Aber wem sage ich das, du bist ja keiner von diesen Karikaturen.