18.11.18 Vom
humanistischen Pendelschlag zur Vernageltheit
zu Oh Happy Day
Vor Jahren gab es in der Passauer Neuen Presse mal einen Artikel, in dem Kai Diekmann über die Achtundsechziger herzog. Ich schrieb damals einen Leserbrief dazu, der auch abgedruckt wurde:
03.11.07
Abgekocht
Leserbrief an die PNP zum Artikel "Bild dir meine Meinung"
Die
vom Chefredakteur der Bild-Zeitung so verteufelte "Generation 68"
waren der vermutlich bedeutsamste humanistische Pendelschlag des
20.Jahrhunderts. Das Pendel schlug vielleicht in einigen Bereichen zu weit aus,
doch es war die Gegenreaktion auf das, was an Unmenschlichkeit vorher passiert
war und damals aktuell passierte, muss ich an den Völkermord in Vietnam
erinnern? Oder an die atomare Geiselnahme der Völker durch die Atommächte? Oder
die Notstandsgesetze, die ja nur ein Vorspiel für die heutige Bespitzelung der
Bürger waren? Die in den letzten Kriegs- und Nachkriegsjahren Geborenen,
tatsächlich nur ein kleiner Teil dieser Generation, nahmen die neue Demokratie
und die Menschenrechte beim Wort und hielten den alten Nazis, Pharisäern und
Geschäftemachern den Spiegel vor die Nase und versuchten den alten Mief mit
frischer Luft zu vertreiben. Sie waren der gärende Most, ohne den es keinen
Wein gibt! Kai Diekmann hat sicher nie gegärt, er scheint - um im Bild zu
bleiben - schon frühzeitig abgekocht worden zu sein...
Nun, heute nach 11 Jahren, würde ich bei dem Satz „Das Pendel schlug
vielleicht in einigen Bereichen zu weit aus“, das „vielleicht“ streichen. Es
schlug zu weit aus, (vielleicht aber auch nicht weit genug). Der „gärende Most“
ist streckenweise umgekippt und kein Wein sondern Essig geworden oder
olivgrüner Fusel.
Aus lauter Bemühen dem alten Mief zu entkommen, sind viele in neuem Mief
gelandet, der vor den späteren Übertreibungen anfangs durchaus wie frische Luft
wirkte. Wir hielten etwa die wirklich tolle Jazz und Rock-Musik für identisch
mit England und Amerika, alles Westliche für den „Duft der großen weiten Welt“,
den Marlboro-Mann und Easy Rider für Freiheit.
Es war nur eine Minderheit, die 1968 erkannt hat, dass Amerika ein machthungriges Imperium war, das für die Interessen seiner Plutokraten und Oligarchen über Leichen geht und Israel die Aussenstelle davon. Ja, und selbst diese Minderheit unter den Achtundsechzigern wurden dressiert und ihnen Mantras in den Kopf gebrannt. Man brauchte nur das Wort „Auschwitz“ flüstern, wie seinerzeit der pseudogrüne und pseudolinke Joschka Fischer, und schon fühlte man sich - unterstützt von der Medienmacht - moralisch berufen das über 50 Jahre lang friedliche Deutschland in einen Angriffskrieg gegen Serbien zu hetzen. (Heute wissen wir, dass unser Land mit Lügen in den Krieg geführt wurde und Kanzler Schröder zuvor beim Wahlkampf Bill Clintons Unterstützung bekam, wenn er beim Überfall auf Serbien mitmacht. (Von Daniele Ganser gibt es einen Vortrag zum Thema im Netz).
Die Lüge, dass es
Kriege aus Menschlichkeit gäbe, glauben viele 68iger noch heute. Auch dass man
die Familie zerstören muss, weil sie die Männer, das Patriarchat, den lieben
Gott und den Kapitalismus stütze usw. Gleichzeitig werden die totalitärsten
Religionen quasi unter Naturschutz gestellt. Dass aber Altlinke glauben, dass
Globalisierung, Grenzabbau, Kulturzerstörung, Sprachenraub oder der von
Konzernen ausgeheckte Migrationspakt irgendetwas mit Humanität zu tun haben,
das ist geradezu ein Treppenwitz der Geschichte. Man hat uns in vielen
Bereichen dressiert wie Zirkusaffen
Von einer Überzeugung
habe auch ich mich erst in jüngerer Zeit befreit, nämlich dass rot nicht braun
sei.